Gedichte

 

Frühling

Der ganze Morgen verstreicht in der Sonne.
Die Laune der flachen Tristesse.
Nur langsam kommt dir die Idee für den Regen,
um es dann zu lassen, genau wie es ist.

Bleibt alles so auch wenn du was veränderst
und scheint doch als sei es ganz neu.
Dann tu doch, als ob du in all diesen Ländern,
noch nie zuvor, gewesen bist.

Wir gehen wohin.
Wir nehmen was mit.
Wir suchen was hier.
Wir wollten was dort.

Wir gehen wohin.
Wir suchen was da.
Wir bleiben hier stehn.
Wir finden nichts da.

Fast hörte es sich an, wie Frühling.
In der Kühle da.
Aber es ist nicht der, der draußen steht.
Es ist nicht der, der draußen steht.

 

Merkste Selba

Vermutlich steht sie
noch da auf der Wiese herum,
wenn Gras immer gelber wird.
Fragt was und guckt rum.
Doch auch die andern
stehn da und essen.
Wissen nichts mehr.
Nichts mehr zum Vergessen.

Hast du schon gemerkt,
dass du nur noch überlegst?

Vermutlich hört sie
die gleichen Lieder,
von Tieren, die gegen was sind.
Das Bier immer schaler,
genau wie der Abend,
frei sein woll’n alle,
schunkeln zu Quatsch.

La, la, la, lala …

Hast du schon gemerkt,
dass du nur noch überlegst?

 

Vor mir

Stell mir einen Ort vor,
der mich interessiert,
weil hier auf Wolke vier
leider nichts passiert.
Wir gaben uns Versprechen,
die hielten auch nicht das,
was sie uns versprachen,
die machen sich nur nass.

Stell mir ein Problem vor,
das nicht meines ist.
Zu dem ich Abstand habe,
weil es mich nicht betrifft.
Und stell mir mal ein Lied vor,
das ich noch nie gehört.
In dem die Töne wissen,
was mich so verstört.

Schenk mir eine Reise,
die ich machen will.
Nicht flüchte, weil ich weg muss,
sondern aus Genuss.
Stell mir eine Welt vor,
die ich nicht kaufen kann,
in der die Scheiße gut riecht,
ich warte hier so lang.
Ich warte hier so lang.

 

Gestern Nacht

Ein Zufall war es,
und ich fragte mich:
Bist du’s, oder bist du’s nicht?

Gestern Nacht dachte ich,
du hättest vor meinem Fenster gestanden.
Ein Schatten im Licht,
doch dann machte die Kneipe gegenüber dicht.

 

Gang der Dinge

für Miri

Ich hab in deinem Traum geträumt,
da war Freiheit und warmer Wind,
ein blauer Felsen am türkisen Meer.
Ich ging mit dir Hand in Hand,
die Wellen schlugen an mein Bein,
dein Lachen schwebte über dem Sand,
und wir waren nicht allein.

Bei einem Weggang
kommt jemand nicht mehr wieder.
Legt einen Gang ein,
und fährt einfach davon.

Einen Umgang finden,
meint: um etwas rumgeh’n.
Drei Gänge runterschalten
ist langsamer als vorher.

Wenn du in einen Ausgang hineingehst,
ist’s eigentlich ein Eingang,
und dann einen Zugang finden,
ist gar nicht so einfach.

Das ist der Gang der Dinge,
das Ding der Gänge.

 

Reime

Die Sonne scheint in deinen Schritt,
und die Vöglein singen mit.

Und du sagst:
Reime müssen sich nicht reimen.

 
Lyrik#6PS