Autor_innen
TEXTE VON
Andreas Pavlic tingelt vom Aktivismus zur Kulturarbeit und retour; Politisch Schreiben bedeutet für mich forschen und Gegengeschichte(n) erzählen, schreibend intervenieren und Stellung beziehen, Lust am Schreiben und Experimentieren und radikale und emanzipatorische Medien unterstützen.
Anna Hetzer ist überzeugt, die Utopie ist erreichbar und Schreiben das Steuerruder. Dass es braune Strömungen kontern kann. Und am wirksamsten in Kollektiven und vielfältigen Kooperationen funktioniert, nicht zuletzt, um zu feiern.
Carolin Krahl
Überschlag, Sprelacart und das Rauschen vom Tape. Carolin macht Hörspiele, Carolin macht Text, der weiß vom sich-selbst-Feind-sein und Zuversicht dennoch. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Analyse & Kritik der Zurichtungen, die wir alle durch die Gesellschaft erfahren. Sie ist freie Autorin, Lektorin und Teil des Redaktionskollektivs der PS und interessiert sich für das emanzipatorische Potential von Pathos, Punk und der DDR.
Christine Koschmieder. Autorin. Literaturagentin. Übersetzerin. Mutter. Der Meinung, dass ein paar Geschichten anders erzählt werden könnten. Deswegen: Schweinesystem (Blumenbar 2014), Trümmerfrauen (Edition Nautilus 2020). Twitter: @FrauKoschmieder
Claudia Wünsche
Ich lebe, arbeite und schreibe in Berlin und in einer ostdeutschen Kleinstadt im mitteleuropäischen Grenzland. Wie leben und arbeiten wir zusammen, im Einfachen wie im Komplexen, im Nahen wie im Fernen? Wie gehen wir mit der Verantwortung, unser aller Dasein und Auskommen zu ermöglichen und wertzuschätzen, um? Nicht ohne einen gewissen Abenteuersinn versuche ich, Schicht um Schicht solcher sich überlagernder Fragen freizulegen, Dissonanzen zu registrieren und Dingen nachzugehen, die nicht unerzählt bleiben sollten. Der Ernst der Lage ist mir dabei stets bewusst, aber auf eine gewisse Portion Fantasie will ich nicht verzichten. Denn schließlich dringe ich in den unendlich dehnbaren Raum der Literatur vor, wo man Wege und Lösungen auch er-finden darf.
Daria Majewski
Es fing eigentlich sehr unschuldig an: Sie wollte einfach sie selbst werden. Jenseits rigider Geschlechterzuschreibungen einfach aufatmen und genießen. Sie träumte davon, mit ihren Liebsten zu leben und sich mit Kräutern und Tanz zu beschäftigen. Sie würde sich in ihrem Körper wohlfühlen und hätte einfach nur guten Sex. Einige Jahre später ist sie eine Frau, auf der Suche. Nach der gemeinsamen Stimme in der Polyphonie transweiblicher Erfahrung. Nach Geschichte(n), die fehlt(en). Ihre Suche trägt sie in Archive und Kneipen, Bücher und Clubs, zu Spaziergängen und Konferenzen. Dabei geht es ihr darum, Transweiblichkeit in ihrer Spezifik zu erfassen, ohne die Realitäten der Frauen und nichtbinären Menschen, die in ihr zusammenfinden, zu leugnen.
Elena Bavandpoori
Ich wurde als Tochter iranischer Eltern in Köln geboren. Als Journalistin arbeite ich vor allem im Bereich Gesellschaft und Musik. Tagtäglich setze ich mich mit dem patriarchalen und rassistischen Gesellschaftssystem auseinander und versuche meine Fragen nach Identität und Legitimation über die Schreibkunst zu bewältigen. Wenn ich nicht auf Anti-Rassismus-Demos mein Gesicht zeige (momentan mit Maskenschutz), schreibe und spreche ich über kulturelle Vielfalt und Intersektionalität. Durch meine Familie, die im Iran für einen Machtwechsel auf die Straße ging, weiß ich um die Wichtigkeit von sprachlichem Ausdruck. Ebenso weiß ich um das schmerzhafte Verstummen. Über das Schreiben arbeite ich kollektive Erfahrungen und gesellschaftliche Missstände auf. Ich habe keine Energie, um über das Kauen von Kaugummi zu schreiben – so gerne ich die Energie dazu hätte.
Elena Saburdjajew hat als Teenagerin ihre Gefühle in der russischen Sprache auf Papier und später in einem Koffer nach Deutschland gebracht. Und nach mehreren Jahren steht sie immer noch dazu.
Zu den Übersetzungen:
Dieses Projekt ist aus der Frage entstanden „Wie übersetzt man ein Gedicht?“.
Bei der Umsetzung des Projektes ist kein Tier, keine Pflanze, kein Mensch und kein sonstiges Lebewesen zu Schaden gekommen. Die Personen, die bei diesem Projekt mitwirkten, haben unterschiedliche Gefühle, Erfahrungen und Sprachstände zum Ausdruck gebracht. Alles in Einem handelt es sich dabei um ein Produkt des Autor_innenkollektivs Postmigrantische Störung (PMS).
Eva Geber, geboren 1941 in Wien, Grafikerin, Autorin, Kulturpublizistin. 22 Jahre Arbeit in einer selbstverwalteten Druckerei. 35 Jahre Mitherausgeberin von AUF – Eine Frauenzeitschrift; 1992 Mitgründerin der AUFedition. 2009 Wiener Frauenpreis. Ihre Buchpublikationen sowie zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien gelten vorwiegend den feministischen Vorkämpferinnen, die sie in Erinnerung ruft. Für ihr Buch Der Typus der kämpfenden Frau – Frauen schreiben über Frauen in der Arbeiter-Zeitung von 1900–1933 erhielt sie 2013 den Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis für das politische Buch.
Eva Schörkhuber ist Mitglied des PS-Redaktionskollektivs, Teil des Papiertheaterkollektivs Zunder, Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin.
Fanny Sorgo
Arbeitet im deutschsprachigen Raum ausgehend von Text als transdisziplinäre Künstlerin in den Bereichen Performance, Theater, Film und Musik. Zuletzt performte sie gemeinsam mit einer Bratschistin und Saxophonistin ihr Text-Musik-Stück Übersetzungen aus dem Walgesang in Berlin und arbeitete in der Open Music School der sozialen Organisation Give Something Back To Berlin, ein Begegnungs- und Anknüpfungsort für und zwischen (privilegierteren) Migrant_innen, Einheimischen und Geflüchteten.
Politisches Schreiben bedeutet für sie, immer wieder aufs Neue eine Sprache für das vermeintlich Unaussprechliche zu finden, im Schönen wie im Hässlichen, und dabei das Schöne und das Hässliche näher zusammen zu bringen anstatt weiter auseinander. Text des Weiteren als Grundlage für sämtliche Ausdrucksformen zu verwenden und ihn nicht ausschließlich Text sein zu lassen, war und ist für sie ein Befreiungsakt.
Ilona Häring
Ich habe angefangen zu schreiben, als mein Leben in eine Schieflage geraten war. Mit ganzem Herzen litt ich an mir, der Gesellschaft und der Situation unserer Erde und der Welt.
In meinen Berufen stieß ich an Grenzen, die das jeweilige System setzte: In der Krankenpflege herrschte eine irrsinnige, unnötige, maskuline Hierarchie. Im Schulsystem ein Widerspruch von Vermittlung demokratischer Werte und autoritärer Struktur.
Das Ganze endete für mich in einer Sinnkrise. Um diese zu überleben, begann ich zu schreiben. Bewältigungstexte, heitere Essays, skurrile, fast surrealistische Fantasien. Ich nenne sie „surreale Textminiaturen“.
Politisch ist mein Schreiben meist, da es mir wichtig ist, gesellschaftliche Zustände nicht so zu belassen, sondern dagegen anzuschreiben. Mal ganz konkret, mal indirekt, mal lächelnd, mal verstörend, manchmal verwirrend. Denn wenn ich jemanden aus der Ecke schreibe, in der m/w/d sich mental verschanzt hat, denkt m/w/d über seine Position nach; vielleicht nur ein bisschen, einen Wimpernschlag lang, vielleicht verärgert, verunsichert oder amüsiert. Dann hätte ich etwas erreicht. Dass ich die Welt verändere, glaube ich nicht. Aber mich. Und dann bin ich für den realen Kampf gegen Idiotie, Stupidität und Verantwortungslosigkeit bereit.
Ilse Kilic
geboren 1958, lebt im Fröhlichen Wohnzimmer. Dieses wurde vor ca. 35 Jahren gegründet und trat / tritt als Punkband, Kleinverlag, Nische, Laboratorium, Werkstatt, Glücksschweinmuseum und subversive Borstigkeit auf. Zuletzt erschienen: Das Buch in dem sie Kontakt aufnehmen, Graz 2018; Meistens sind wir einfach soso lalalala. Des Verwicklungsromans elfter Teil, Wien 2019 (Der Verwicklungsroman wird von Ilse Kilic und Fritz Widhalm seit 22 Jahren gemeinsam geschrieben. Er ist fiktive wie reale Biographie und stellt einen Versuch dar, individuelles Glücksstreben in Zusammenhang mit politischen Gegebenheiten zu stellen); Du siehst ja immer noch ganz gut aus. Neue Berichte vom Älterwerden, Comic, Wien 2019, gemeinsam mit Fritz Widhalm. Monatlich seit 2006: Wohnzimmerfilmrevue auf okto.tv. Vorstandsmitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung, seit Oktober 2019 deren Präsidentin. Lyrikblog auf www.dfw.at: Gedichte sind absonderlich und süß.
Ines Krause
In der sächsischen Provinz geboren, ist Ines seit ihrer Jugend aus reiner Notwehr unpassend und nervig. Erste politische Texte und Gedichte in der Grundschule. Da diese nicht ernst genommen wurden, gab sie später aus Rache leere Blätter in Prüfungen ab, um erfolgreich vom Gymnasium freigestellt zu werden. Viele Anpassungsversuche, strategisches Scheitern. Freundin, Feministin, Friseurin, Sozialarbeiterin, Masterstudentin des biografischen und kreativen Schreibens, Hausprojektbewohnerin und Aktivistin in Cottbus. Ines erfühlt das Schreckliche am Normalen und schreibt an gegen Wunden und für Veränderung durch solidarisches Handeln. Wut, Trauer und trotz allem unverwüstlich nachwachsende Hoffnung sind ihre Triebfedern. Ines’ Vorstellung vom schönen Leben lässt sich mit Anarchafeminismus gut beschreiben. Seit anderthalb Jahren kämpft sie um ihr Zuhause, die K29, die durch einen Berliner Investor akut bedroht wird. #k29bleibt
Jessica Beer lebt in Wien als Lektorin, Übersetzerin und Lehrende in Schreibwerkstätten. Außerdem minderheitenpolitisches Engagement überall dort, wo Lesen, Schreiben und Narrationen aller Art gebraucht werden, so im „Institut für die Geschichten der Gegenwart“ (http://www.gegenwart.org/) und als Vorstandsmitglied der Initiative Minderheiten (https://initiative.minderheiten.at/). Ihre Leidenschaft gilt den schlampigen Sprach-Verhältnissen in Mehrsprachigkeit & Migrationsgesellschaft und ihrer Funktion als Beirat der unwiderstehlichen Literaturzeitschrift PS.
Judith Schreier schreibt (akademisch / literarisch / Nachrichten an fehlende Menschen / alles dazwischen) am besten mit Kopfhörern und Kaugummi auf einem reservierten Platz in Leipzigs Bibliotheken, aber mit Augen und Ohren offen für Ungerechtigkeiten gegenüber unterschiedlichen Körpern in den Texten, die sie liest und referiert. Und gut findet sie, Alltagsmasken als neue Plattform für feministische Botschaften zu nutzen: ein Transpi vor dem Mund, ohne schlaff werdende Arme, oder, wie eine befreundete Person es nannte, ein Alltagstranspi.
Julia Knaß
Mitgründerin des Literaturheftes mischen, ehrenamtliche Redakteurin bei der queer-feministischen Radiosendung genderfrequenz (Radio Helsinki, Graz), organisiert gemeinsam mit Iris Forstenlechner eine feministische Schreibgruppe.
Melanie Waelde
Juri Wasenmüller hat sich als Jugendliche auf ein Stipendium beworben, für das sie sich über einen Gegenstand beschreiben musste. Sie brachte damals einen Marco-Polo-Reiseguide mit, den ihr Vater in einem Trödelladen gefunden hatte. In diesem Laden gab es Schrauben und Bücher als Kiloware und der Marco Polo war aus den 90ern. Mit dem Reiseguide in der Hand machte sie die Ansage, dass sie mal Auslandsreporterin werde. Andere Teenies stellten sich mit Fechtstäben vor und trugen die Wachsjacken ihrer Großväter aus den 60ern. Zehn Jahre später lebt und schreibt Julia in Buenos Aires und Berlin und ist froh darüber, dass sie mit 14 noch nicht wusste, was eine Wachsjacke ist, und bis heute nicht, was an einem Mittelalter-Ritter*innen-Sport cool sein soll.
kaśka bryla ist Gründungsmitglied und Redakteurin der Literaturzeitschrift PS: Anmerkungen zum Literaturbetrieb / Politisch Schreiben.
Lena Vöcklinghaus studierte am Literaturinstitut Hildesheim und promovierte an der Goethe Universität Frankfurt/Main zu zeitgenössischen Autor:innenlesungen. Zur Zeit lebt sie in Berlin, findet in die freie Autor:innenschaft und übt sich im essayistischen Benennen struktureller Ungleichheiten im Literaturbetrieb.
Natalie Deewan sucht und findet Sprachliche Losungen, praktiziert Reine, Reale, Angewandte und Kollektive Literatur im öffentlichen und veröffentlichten Raum und macht deesign. Zuletzt remontierte sie die Aufschriften geschlossener Geschäfte zu Wiener Leerstandsanagrammen und beklebte Bushaltestellen mit codierten Texten von Kindern und Jugendlichen: Neue Wiener Linien – Graffitirecycling & Coded Quotes. Ihr Interesse für Text am Bau zeigt sich auch in der Heterotypia Font Family, die handschriftliche Zeichen aller Art fontifiziert. Das Erlernen der österreichischen Gebärdensprache führte zu zweisprachigen Vortragen (signs, signs, signs / Typo Berlin und Yes, we sign / TEDxMünster), gemeinsam mit dem Native Signer Atilla Gum. Seit 2005 leitet sie den Wiener Deewan, ein pakistanisches Curry-Lokal mit pay-as-you-wish-Prinzip, gemeinsam mit Afzaal Deewan und führt dieses aktuell hauptberuflich durch die Coronakrise.
Olivia Golde ist Gründungsmitglied und Redakteurin der PS. Im Juli erschien ihr Debüt KARSTADT WAREN WIR / chronik einer angekündigten leerstelle (Leipzig, Trottoir Noir).
Bei dem Text »die enge lacht« hat der Film MS Slavic 7 von Sofia Bohdanowicz hineingewirkt.
Sabine Scholl stellt Frauen ins Zentrum ihrer literarischen und essayistischen Arbeiten, wie im letzten Roman O., einer Neuschreibung der Odyssee Homers aus weiblicher Sicht. Da kürzlich eine Literaturkritikerin in ihrer Rezension das Wort »männerfeindlich« gebrauchte, um die literarische Bearbeitung des klassischen Mythos unter weiblichem Vorzeichen abzukanzeln, fühlt Scholl sich in ihrem Vorhaben bestätigt. Solange eine Bevorzugung von Heldinnen reflexhaft das Urteil, dies sei eine gegen Männer gerichtete Bewegung, evoziert, wird sie damit nicht aufhören.
Selim Özdoğan, geboren 1971, veröffentlicht seit 1995 Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten, Hörbücher. Er ist fasziniert vom Klang und Rhythmus von Sprachen und versucht, sich wenig für seine eigenen Wertungen zu interessieren und die Haltungen zu erforschen, die man dem Leben gegenüber einnehmen kann.
Mit sechs Jahren wollte Serra Najiya sich mit ihrer Schwester zusammen dafür einsetzen, als Haustier eine Schildkröte zu bekommen, weil Hund, Katze, Meerschweinchen, etc. = eh keine Chance. Sie scheiterten. Was nicht besonders schlimm war, es ging eher darum, sich wie alle anderen Kinder ein Haustier zu wünschen und dann keines zu bekommen. Dafür haben sie und ihre beste Freundin mit zehn das Projekt gestartet, über der Heizung Eier ausbrüten zu wollen, damit Küken rauskommen. Sie konnte die ganze Nacht nicht schlafen, im Gedanken daran, wie sich ihr Leben mit Küken, die bald Hühner sein würden, künftig ändern würde. Das Ausbrüten klappte nicht. Dafür studierte sie danach Literaturwissenschaft und Dolmetschen in Münster und Leipzig.
Spröde Lippen gibt es jetzt seit zehn Jahren. Wir waren alle irgendwie linkspolitisch und künstlerisch in Bremen unterwegs. So sind wir uns über den Weg gelaufen.
Am Anfang stand einfach die Idee, eine Band zu sein. Musik machen, wie Lassie Singers, Malaria! und Moldy Peaches. Wir gaben uns einen Namen, planten einen Auftritt in einer selbstorganisierten Kellerkneipe. Dann brauchten wir nur noch Songs.
Wir hatten alle musikalische Grundkenntnisse: Triangel, Blockflöte und ,,ich hatte früher mal n paar Stunden Gitarrenunterricht“. Um uns zu merken, welche drei Töne wir auf dem Keyboard drücken mussten, haben wir Klebeband auf die Tasten geklebt. Es war uns noch nie wichtig, virtuose Musikerinnen zu werden. Wir wollten einfach spielen.
Das war und ist für uns Punk.
Nach und nach entwickelten wir uns dann tatsächlich zu einer Band. Richtig verlässlich.
Wir hatten eigentlich nicht vor, damit einen politischen Auftrag zu erfüllen, wenig Lust darauf, uns über Parolen zu positionieren. Wir wollten Musik machen. Doch kamen wir leider nicht um die Erfahrung herum, dass wir zwar eine Band sind, aber eben auch den Frauen-Stempel haben. Frauen, die Musik machen, sind leider immer noch anders als vier Typen, die sich Instrumente schnappen und rummucken. Aus der Nummer kamen wir dooferweise nicht raus, da konnten wir noch so sehr Geschlecht eigentlich irrelevant finden. Es wurde von außen und nicht nur ausnahmsweise an uns rangetragen. Ein Stück weit hat sich unser feministisches Bewusstsein also auch mit der Band entwickelt.
Wir schreiben zwar immer noch keine Parolen, aber wir sind uns unserer Positionen bewusster.
Und wir sind zwar technisch besser geworden, aber unser Dilettantismus bleibt. Eine Kunstform, genauso wie die Monotonie, die Wiederholungen und die Texte. Sie haben viel mit uns zu tun, alle erzählen irgendwie von einem Klarkommen-Müssen in der Welt. Und wir freuen uns, wenn andere – die eher nicht sozial dazu prädestiniert sind, sich mit nem Instrument souverän auf die Bühne zu stellen – nach einem unserer Konzerte inspiriert sind. Auch Bands gründen. Und sich empowert fühlen, die ganze Scheiße in die Welt rauszuschreien oder -zuflüstern.
Susanne Romanowski studiert und schreibt in Berlin. 2018 war sie Bloggerin in Polen, der Herkunft ihrer Familie – ist es deshalb auch ihre? Sie näherte sich diesem schwierigen Verhältnis aus einer feministischen Perspektive.
Die Verstrickungen von Kultur, Politik und deren gesellschaftlichen Konsequenzen sind die Themen, die sie als Journalistin besonders interessieren. Das Feuilleton alter, weis(s)er Herren betrachtet sie mit Argwohn.
Suse Schröder
Suse schreibt gern und viel, gern über Frauen* in Altern, über ArbeitAlltagFreizeit, auch allein, aber lieber in Gruppen. Am liebsten in Frauen*Lesben*Trans*-Schreibgruppen, da ihr die heuligen (alten) weißen Männer, die auf ihr Recht auf Veröffentlichung und Ehrerbietung pochen, mächtig auf den Sack gehen. Sie liest gern viel, am liebsten laut, gerner mit anderen!
Sie liebt Punk, aber nicht die männliche Überpräsenz und das Mackergehabe dabei und veranstaltet deswegen mit Claudi und Unterstützer*innen Punk ist meine Freund*in, und in Kooperation mit der Geflüchteten-Ini KommRin e.V. Punk ist deine Freund*in.
Derzeit bereitet sie eine Gewerkschaftsgründung für Repro-Arbeiter*innen vor, literarisch wie in echt, weil sie von allem, was guttut und Unterstützung braucht und bringt, mehr will.
Tayyaba Tareen, Dichtername Rida, wurde 1967 in Karachi (Pakistan) geboren.
Sie studierte für zwei Jahre Wirtschaft, Islamwissenschaften und Advanced Urdu.
Parallel arbeitete sie in der Verwaltung einer politischen Partei. Als sie dort aufhörte,
wurden sie und ihr Mann verfolgt und mussten Pakistan verlassen. 1995 kamen sie mit
ihren zwei Kindern nach Deutschland. Seitdem leben sie in Geithain. In Deutschland
bekam das Paar zwei weitere Kinder. 2001 wurde ihnen der Flüchtlingsstatus aberkannt.
Das bedeutet, sie haben seitdem lediglich eine Kettenduldung und müssen mit gewissen
Einschränkungen leben, wie einer Residenzpflicht. Im September 2014 begann Tayyaba
Gedichte zu schreiben. Seit Sommer 2017 ist sie in der Frauengruppe Bon Courage
Borna aktiv.
Yael Inokai ist Redaktionsmitglied der PS. Von ihr erschienen die Romane Storchenbiss (2012) und Mahlstrom (2017).
GESPRÄCH MIT
Lina Muzur wurde 1980 in Sarajevo (Bosnien Herzegowina) geboren. Sie ist die Verlagsleiterin von Hanser Berlin und Teil des Redaktionskollektivs 10nach8 bei Zeit Online, wo sie selbst Kolumnen schreibt. Zuletzt gab sie mit Annika Reich zusammen die Anthologie Das Herz verlässt keinen Ort, an dem es hängt heraus sowie 2018 die Anthologie Sagte sie. 17 Erzählungen von Sex und Macht.
Andreas Fanizadeh, geb. 1963, leitet das Kulturressort der taz in Berlin. In den 1990er Jahren war er Mitherausgeber der subkulturell orientierten Zeitschrift Die Beute. Er ist Mitglied in der Jury des Weltempfänger aus Frankfurt/M. und Fußball-Juniorentrainer mit DFB-Lizenz.