Dienstblockade. Frauesk.
Dieser intensive peinliche Augenblick völliger Verlorenheit im amtlichen Dienst. Ein unerklärliches Durcheinander der Dolmetscherin, deren Dasein bei der Dienstleistung versagte und die Gespaltenheit ihrer Person entblößte.
Ist das eine Peinlichkeit der Künstlerin beim Geldverdienen mit Nichtkunst?
Ist das eine Art Peinigen des künstlerischen Geistes?
Ist das die gesteigerte Absurdität des künstlerischen Daseins, das in jedem anderen Bereich scheitern will, aber es nicht tut, weil die Vorstellungskraft es verzaubert zusammenhält, gelegentlich zerrissen, aber immerhin halbanwesend?
Die Verlorenheit in Raum und Zeit, die persönliche Gespaltenheit, das unbewusste Scheitern-Wollen im Dienst, wecken Mitleid für die Künstlerin als Dolmetscherin, die es trotzdem schafft, niemals ganz zu versagen. Dennoch geht es ihr an die Substanz. Wenn sie sieht, wie der Anwalt ihre eigenen Unterlagen sortiert, weil sie dazu nicht in der Lage ist, weil ihr künstlerisches Gehirn den amtlichen Text einfach ablehnte und sie nichts sagen konnte: ohne Wahrnehmung des Textes, der unfassbar blieb.
Man scheitert nicht wie eine Autorin ohne Text, auch nicht wie eine Künstlerin ohne Vision, nein, man scheitert wie eine Dolmetscherin ohne Sprache, eine sprachlose Dolmetscherin mit durcheinandergebrachten Unterlagen, die der Anwalt für sie sortiert. Die Gedanken muss sie selber ordnen, wenn sie wieder zu sich kommt. Wenn sie ihre künstlerische Hälfte wieder vom reißenden Schmerz befreit hat und den Dolmetscherdienst nicht mehr spürt. Und danach peinigt frau sich noch eine Weile für die Peinlichkeit.
An Kafka dachte sie erst später: Nein, nicht mal ihm ist so eine Peinlichkeit in seinem Dienstleben passiert, so ein Durcheinander, so eine Dienstblockade: Einer Frau unter vier Männern und der Angeklagten, die allesamt in den Riss ihrer Persönlichkeit starrten und das Unmögliche von ihr erwarteten.