Die Murmel rollt
Is it worth it? Sie sitzt am Bettrand, baumelt mit den Beinen und betrachtet die milchigweiße Glasmurmel, in die eine grüngelbe, geometrische Form eingelassen ist, die das Auge betrügt, wenn sie rollt. Sie rollt mit kühlem Sirren über den sonnenwarmen Parkettboden. Versenkt, verschwindet sie mit einem satten Plopp in einer Erdmulde. Suchst du hier Maulwürfe? Nein, alte Münzen. Das ist ein Metalldedektor, und ich habe sogar eine Suchgenehmigung. Dem Traum auf der Spur, all day long. An den Rändern ihres Bewusstseins taucht dann und wann blitzartig und nur für einen Sekundenbruchteil ein Bild davon auf, aber nicht lang genug, als dass sie die Leinwand fassen und ganz nach unten ziehen könnte. Den schalen Geschmack vertreibt sie mit einem Schluck bitteren Kaffee und verbrennt sich beinah die Zunge. Was ist es wert? Sie versteht selbst die Frage nicht, die da in ihrem Kopf rund rollt wie die Murmel, hatte die Frage einfach seit dem Aufwachen in ihrem Kopf. Und wälzt sie nun weiter, trägt sie auf der Zunge und hat ihr einen ganz bestimmten Rhythmus verpasst. Atmet: Is it worth it? Sie weiß, dass sie im Begriff ist, etwas Bedrohliches zu tun und hat keine Ahnung, was das sein könnte. I am the supersoldier of the universe, ein merkwürdiges Mantra, findet sie. Schlüpft in ihren schwarzen Anzug, knöpft das weiße Hemd zu, streicht es glatt und schließt die Hose. Richtet die Eier im Hosensack, schüttelt alles an seinen Platz. Der Krawattenknoten ist zu eng. Und dann geht alles ganz schnell. Ihre linke Hand fasst nach den Manschettenknöpfen, die sie von ihrem Großvater geerbt hat. Sie steckt einen davon in den Mund, schmeckt Metall. Sie schluckt. Verzichtet auf das Sakko, schlüpft stattdessen in ein Gilet und krempelt die Ärmel bis zum Ellenbogen auf. Is it worth it? Packt ihren Seesack, trägt schwarze Sneakers. Den besten Anzug zu tragen auf der Flucht. Dort, wo ihr Herzmuskel einst, sitzt jetzt ein rotgoldener Manschettenknopf mit einem viereckigen Stein aus Quarz.