Gedichte

 

»ihr redet und ich weiß es würde mich faszinieren
ließe ich mich fallen
und würde behaupten
wir würden uns verschanzen
in der einfachlichkeit
dass die welt am
manschettenknopf hängen bleibt
und nicht zuerst
umgekrempelt gehört
– wie war das noch?
konsequenz, nanntest du es«

Teta

es hält noch
umklammerung am arm
komm mit, du ente!

es hält noch
nur noch ein bisschen durch
halt weiter…bitte!

wer will hier vormachen
wir hätten was gebrochen
was sich nie anfrieden ließ
sie wissen es nicht besser

nein, wir glauben nicht
wir glauben gar nicht mehr
denn die die ausüben
haben schon genug getan

 

Die ganzen kleinen Krähen, die an mir picken, die ihre Krallen in mich schlagen,
an meinen Haaren zerren und sie in alle Himmelsrichtungen pfählen.
Sie sind keine Manticore, keine Monster, sie können dir nichts anhaben, dich nicht töten.
Bedrohungslos. Ungefährlich. Über die Spitzen hinweg, die Mauern empor,

dorthin schleift er, verdreht; die Inschrift noch nicht eingemeißelt. “Welcher Teil von mir bist du?”
Verschlungene Linien leiten ihre Arme, spüren ihre Finger entlang und kitzeln etwas hervor, das lange als
Antwort anderer weggeschoben wurde, falls sie den Startschuss absichtlich überhört, während sie darauf
wartet, die Ziellinie zu überqueren.

Ausgeleuchtete Drahtringe stürzen sich in erzwungene Provokation auf interner Jagdrufung nach Radikalität.
Unter der Decke verläuft das Zutrauen, das Glück kreischt unerträglich laut und grell von ringsherum und
aus der Zukunft. Es tritt mit dem Fuß, beäugt es wie einen traurigen Clown, mustert interessiert, so sieht es
also aus, wenn Stricke, Zöpfe reißen, aus Handarbeit.

Ich wusch meine Hände, wusch sie, schrubbtest die Deckfalten, kratzte und stieß und
ließ die chemischen Stoffe dessen Haut zerfressen, aber es war nicht genug.
Eingeätzte Löcher ausbreiten und an Fleisch und Knochen nagen.

Lösungen, die anknüpfen, sich vernetzen mit bisherigen Eindrücken, nach Gräten in Schultern. Reime,
Abschiede und Okkupationen hingen um x herum, überlappten und verschoben sich in Ebenen und Schichten
und Hals und Knöchel verbrauchten sich an den zwei verschränkten Sparten.

 

das ist alles, was er noch sehen kann
jede Strasze hat Schlagloecher
das ist alles, was er noch sehen kann
so nah atmet er am Boden
weisz nur, dass er noch atmet
weil er sich einatmen hoert
und sein Atem
ueber der Strasze haengt
das ist alles, was er sehen kann
dasz die Strasze nicht glatt ist

 

ich hatte das nicht
verstanden
du tätowiertest dir den
Namen eines Mannes
– eines cis-Mannes!
auf den Körper

einmal schnitten sie mir eine
Pigmentverdichtung
aus dem Oberschenkel
warfen sie unter
die Erde
oder verbrannten sie

sie aber bewahrte einen abgetrennten
Knorpel in Alkohol
auf dem Schreibtisch
auf

 

Sig:
wir erwarten uns mehr Jahre zu erinnern als eingelegt sind

 
 

Die Schule zieht dich
bis zwanzig Busse nicht genug sind
deine Existenz
von der Oberfläche zu kratzen
du versickerst
du warst noch nicht

zerspült
nun kommt es
wieder
und du musst dich
erst
aus den Poren der Straße saugen

doch wenn damals
zwanzig Busse gekommen wären
könntest du
heute nicht die Straßen zurückerobern
die Repression
zieht dich

lernen
da kam etwas
wieder
und du saugst deine
Reste
aus dem Asphalt zurück

von der unteren Kante
des Gehsteigs ab fielst du
es scheint
dass es noch nicht vorbei ist
dass es
zwanzig Busse bräuchte

 

wenn
sie nicht kommen
wenn
du durchhältst und den
Trotz
findest noch einen Atemzug

noch einen Tag
durchatmen noch einmal aufstehen
oder liegen
auf Busse warten die nicht kommen
noch einen
Tag ohne nachzudenken
nur um

durchzuhalten
eines Tages werden die Straßen daliegen

und kein Bus wird kommen

um uns auszulaugen

 

 

Titel: Unter dem Pflaster ist, wo ich sein will

 
 
Lyrik#2PS