Gedichte
als ich einmal groß geworden bin
(ein entwurf)
es fühlt sich an, ich beckenbreche unter seinem kitzel
ich höre nachtigallen vom liebhaben himmeln, von
eisenpfeilspänen, die – wenn man dem singsang glauben mag –
der anziehung eines magneten erlägen, sobald
sie dem kindlichen ekel entwachsen wären.
ich höre keine schwärmereien über erhobene zepter und hängende
kobolde und freudenbuchten; nichts über gewaltsames
spreizen; man zwitschert verschämt, es sei ein bedächtiges
vorhangöffnen. es fühlt sich an, der kater zwängt sich in mein
mauseloch. ich liege unter seinem kitzel, der mich nicht zum
lachen bringt und folgere, so hat man jemanden lieb.
Tektonische Rhapsodien
(Ein Entwurf)
Man hört, es ufert
ein bisschen vor sich
hin, vor zurück vor
zurück, wie immer
eigentlich alles schön.
Hier gibt es auch kei-
nen anderen Urlaub.
Schon drei Wochen
ist es irre, toll und
jetzt auch noch so
was: Das ist ja wie
atmen, was das Wasser
macht, es läuft einwärts,
es zieht sich zurück,
man denkt sich, Mensch,
heute kommt die Flut
höher als sonst und
findet das ehrlich bloß
faszinierend – auch wie
viele Krebse da auf ein-
mal sind, und die andren
gehen auch hingucken,
mit den anderen das
Schauspiel anschauen.
Man kann’s sich nicht
erklären, es geht immer
so hin und her, und ir-
gendwann läuft’s ganz
weg, der Ozean holt tief
Luft, man sieht nix mehr,
da, alles schlrrrrpp
aufgesogen. Am Anfang
aber ist auch das noch
faszinierend, man
wirft dem Wasser
die Fische hinterher –
da hinten – irgendwie
komisch aber na ja,
wenn’s weg ist, wird’s
irgendwie zurück-
kommen irgendwann.
Wenn man sagt, es hat
gehustet, geprustet,
das Haus eingepustet,
dann wäre es ein
Märchen, weil es kann
niemand so tief husten
prusten und pusten, kein
Wind kann sich so auf-
bäumen wie
die decke auf den kopf ach und krach einmal tief
luft holen sie ist sie verfo – pescht hoch
fällt runter
will ei- gleich stürzt sie sich auf
man kann nicht
kann ni- alle schreien
schneller und gleich wuchtet die decke einen ins schwarz
man sieht nix
hier wo kommt denn das her – jetzt isses zurückgekommen
nach hause
man kriegt
man kriegt die tür nicht auf kriegt die tür nicht auf die tür nicht auf aufmachen geh auf geh auf sonst
schreit man dich um verfickt – die wand
man ist noch da
man kriegt – noch jetzt aber einmal tief
luft holen
ganz schön warm
der tisch komm her schlag zu nimms vorweg
die tür schon
wieder aufwachen keine panik augen auf
ist ja immer so augen auf
auf
man kommt hier nicht
raus nun komm schon aufstehen das kann unmöglich – das passiert hier gerade nicht man macht die augen nicht auf
zur tür zur tür wieder tür
jetzt aber
auf
geh auf
los geh auf du scheißding aufgehen hat man gesagt man schreit gleich
geh – auf auf
nie wieder urlaub
diese schützenvereine
ich bin kaum unbedürftiger als du mama könntest du das wiederholen
du magst auch keine schützenvereine bekennst du und ich überlege was
das mit mir zu tun haben könnte und mit den kessen vätern die
bei dir noch nie zum schuss gekommen sind – das soll natürlich so bleiben –
ich habe noch nie eine waffe abgeschossen weiß nicht einmal ob man das so sagt
und du gibst zu du magst ja auch keine schützenvereine und sowieso
würdest du ihnen auch nicht beitreten ich habe mir sagen lassen auch wenn ich mich selbst
noch nicht in die flanellhemdenetablissments begeben habe dass auch da nicht
scharf geschossen wird oder wenn dann nur zu viert am fußballtisch und dennoch
schließt du deinen beitritt in einen schützenverein entschieden aus womöglich weil
du keine schürzenjäger magst denk ich und ja bei genauerer betrachtung fällt mir auf
ich mag sie auch überhaupt nicht diese schürzenjäger oder meinst du einen
schürzenverein – denn das wäre ja ausgesprochen emanzipiert –
hältst du sie vielleicht für schürzenjäger diese aus dem pelzigen becher trinkenden?
falls ja sei beruhigt sind es doch genau genommen schürzenjäger – und
aus dem pelzigen becher trinkenden*innen – du sagst jetzt so sagt man das nicht –
oder warum würdest du an meiner stelle genauso wenig mal nur unter tribad*innen sein die
einem schützenverein beitreten wollen weil beide sich selbst ausgrenzen meinst du
aber denke ich es kann ja auch nicht jede unermüdlich den boden wischen und jedes
wochenende fondue beim radiologenfreund essen – und wilhelm röntgen sei dank gibt es ihn! –
mach du nur ich lass mir inzwischen die haare abschneiden mich auf der straße
mit einem mann verwechseln dich die nase rümpfen mich hässlich finden und mich
ab kommendem wochenende jedes wochenende eine partynacht lang
erkennen von eingeschworenen szenegänger*innen