Autor*innen

Rosen de Almeida wurde in Deutschland als Kind portugiesischer «Gastarbeiter*innen» geboren. In Köln abgebrochen: Romanistik und Anglistik. Dann Journalismus und doch noch ein Abschluss. Seit 2006 in Zürich. Dort zieht Rosen ein Kind groß und versucht neben der Lohnarbeit Gedichte, experimentelle Prosa und einen Roman zu schreiben. Auf Twitter gibt es unter @errrferrr Lyrisches und Kritik. Em sagt: «Mein Schreiben kommt von einem trans migrantischen Ort. Es will aber in keine Schublade. Mein Schreiben ist gegenwärtig. Es hat wenig Zeit und noch weniger Geduld.»

Maryam Aras. Unpolitische/s Kunst/Leben – ein Konstrukt der sogenannten ersten Welt, das spätestens an den Rändern dieser in sich zusammenfällt – hat es in Maryam Aras’ Lesebiographie und Sozialisation nie gegeben. Sie denkt und schreibt für eine Zentrierung marginalisierter literarischer Perspektiven und Existenzen.

Jessica Beer lebt in Wien als Lektorin, Übersetzerin und Lehrende in Schreibwerkstätten. Außerdem minderheitenpolitisches Engagement überall dort, wo Lesen, Schreiben und Narrationen aller Art gebraucht werden, so im „Institut für die Geschichten der Gegenwart“ (http://ww.gegenwart.org/) und als Vorstandsmitglied der Initiative Minderheiten (https://initiative.minderheiten.at/). Ihre Leidenschaft gilt den schlampigen Sprachverhältnissen in Mehrsprachigkeit & Migrationsgesellschaft und ihrer Funktion als Beirat der unwiderstehlichen Literaturzeitschrift PS.

Momo Bera (*1994) lebt in Berlin und ist eine junge Malerin und Lyrikerin. Als Momo sechs Jahre alt war, wurde ihre Mutter nach den Protesten gegen den G8-Gipfel in Genua für sechs Wochen in Untersuchungshaft verwahrt. In dieser Zeit verbrachte Momo viele Stunden im Aquarium Genua. Seitdem hat sie eine große Vorliebe für Unterwassertiere – und ein großes Misstrauen gegenüber der ausführenden Staatsgewalt. Sie versteht ihr Schreiben im Sinne von Hélène Cixous als emanzipatorischen Akt: Poet[*Innen], weil Poesie ja nichts anderes ist, als die Kraft aus dem Unterbewußten schöpfen und weil das Unbewußte, dies andere Land ohne Grenzen, der Ort ist wo die Verdrängten überleben [...]. Momo ist Teil des ad hoc Lyrikkollektiv.

G Cartone Eine wichtige Chefin sagte in der Chefetage einer bedeutenden Zeitung über Gs Publikationsliste: “Beeindruckend!”, ein einflussreicher Typ schrieb in einer renommierten Zeitschrift über Gs Texte: “Toll!”, und in Gs brillantem Abschlusszeugnis der einzig richtigen Kunsthochschule steht: “JA!” angry poems als Selbstverteidigung: Gewalt, die wie Adern unsere Existenz als migrantische queere trans ver_rückte Personen durchzieht, in Poesie verwandeln. (Und in szenische Texte und Performances)

Kyung-Ho Cha versteht das Politische als eine Beziehung zwischen Menschen und Dingen, die auf Wahrnehmung, Denken und Fühlen beruht. Er ist fasziniert von literarischen Texten, in denen politische Beziehungen anders wahrgenommen, gedacht und gefühlt werden können. Texte stellen nicht nur eine Wirklichkeit dar, sondern sie zeigen auch neue Verbindungen auf, die zusammen eine neue Welt bilden können.

Für Maha El Hissy gibt es nichts, das ihr Denken, Schreiben oder Lesen geprägt hat wie die Geschichte und Erfahrung des Kolonialismus. Die postkolonialen Theorien, die das komplexe Machtgefälle zwischen dem sogenannten globalen Norden und globalen Süden systematisch und historisch beschreiben und aufbrechen, sind für sie schon immer die Grundpfeiler ihres Arbeitens gewesen. Think Global! ist der Leitgedanke, an dem sie sich orientiert und zwar vor allem, wenn es um Lokales und Partikulares geht.

Giorgio Ferretti ist 1990 in Italien geboren und macht seitdem Fehler. Er macht Fehler beim Schreiben, beim Sprechen auf Deutsch und auf Italienisch, beim Kellnern, beim Schwulsein, beim Ausländersein und beim Politischsein. Irgendwann hat er aufgehört, seine Fehler zu korrigieren, und versucht jetzt zu verstehen, wie er sie anderen Menschen beibringen kann.

Olivia Golde ist Gründungsmitglied der PS-Redaktion. 2020 erschien im Leipziger Verlag Trottoir Noir ihr Buch KARSTADT WAREN WIR / chronik einer angekündigten leerstelle. Derzeit baut sie in der Uckermark eine kleine, öffentliche Bibliothek auf, in der Ursula K. LeGuin direkt neben Irmtraud Morgner zu finden sein wird.

Sonja Hartl redet und schreibt über (Kriminal-) Literatur, Filme und Fernsehen im Radio, im Internet, in Zeitschriften und in ihrem Podcast. Irgendwann schreibt sie eine Geschichte des Thrillers, in der all die übersehenen und vergessenen Spannungsromanautor*innen vorkommen.

Katharina Heubner arbeitet manchmal mit Text, versucht Kunst, gerne auch kollektiv. Ist unfreiwillig Cyborg geworden, was die Einsiedelei auf einer Insel verhindert. Beschäftigt sich gerade mit Bauchbindentext in Live-Interviews, genormten Ordnungssystemen und Obertongesang. Findet Selbstbeschreibungen unangenehm und scheitert daher schon an der Auswahl des Usernamens bei Instagram.

Kay isst, schläft und schreibt in Leipzig. Kay war Teil verschiedener linker Kampagnen und Gruppen, macht aber grade eher eine Aktivismuspause und hofft, irgendwann mehr Antworten als Fragen zu haben.

Elisabeth Klar navigiert neben der Erwerbsarbeit das Schreiben, Sprechen und Lesen im Literaturbetrieb, aber auch in Fandoms und in der Comicforschung. Die Romane Wie im Wald, Wasser Atmen und Himmelwärts sind im Residenz Verlag erschienen. Der neue Roman erscheint im Frühjahr 2023.

Koschka Linkerhand hat versucht, sich mit möglichst dicken Stephen-King-Romanen durch die erste Pandemie zu helfen. Dabei plagte sie der Neid, kein weißer Hetero-Dude zu sein, der von sich sagt: „Ich bin der Kerl, der Horrorgeschichten schreibt“, und das trägt dann für ein Autorenleben.

Fritzi M. wurde 1991 in Köln geboren und lebt in Leipzig. Sie interessiert sich für Macht und Ohnmacht, Gewalt und den menschlichen Körper. Die eigene Biografie sieht sie als Ausgangspunkt des Schreibens; das Schreiben als Akt des Aufbegehrens. Schreiben ist für sie immer politisch. Auch über das Leben und Begehren weißer, heterosexueller Männer zu schreiben, ist eine Entscheidung. In ihrer Praxis versucht sie die Grenzen zwischen Wissenschaft und Literatur zu verwischen.

Mel Irmey (31, kein Pronomen) lebt in Berlin, studiert, geht spazieren und schreibt unregelmäßig, vorzugsweise Poesie. Politisches Schreiben heißt für Mel systemkritisches Schreiben. Genauer gesagt: das bestehende System kritisierend und subtil bis explizit Alternativen auftuend, am liebsten aus einer intersektionalen und queerfeministischen Perspektive. Dabei geht es Mel im eigenen Schreiben auch und manchmal vor allem um die innere Demokratie (das mit der inneren Demokratie hat Mel von Clementine Burnley), also was die inneren Anteile machen, wie sie zueinander stehen und wie sich darin das Äußere widerspiegelt und / oder gegen jenes auflehnt. Und das ganze gerne auf Basis des Auseinandernehmens der Sprache und sie über ihre Grenzen hinaus bringend. Außerdem mag Mel Schokoladeneis, Theater und Gebärdensprachen.

Michaela Maria Müller. Im Schreiben neue Räume schaffen. Behutsam und beharrlich gegen Widerstände arbeiten. Den Blick auf blind spots richten und befragen. Die guten Momente, wenn Türen zu den Räumen anderer sichtbar werden. Staunen und Freude darüber. Ein bisschen Trost auch. Weitergehen. Entwickeln, entfalten und beschreiben. Manchmal Angst davor zurückzuschauen, weil man sich verändert hat. Oder die Welt. Oder beides. Aber andere werden die Räume ohnehin fortschreiben, sie sind veränderbar, das liegt ihnen zugrunde. Beim politischen Handeln geht es auch darum, Räume zu schaffen, Räume größer für die zu machen, die zu wenig Platz haben. Sich einfühlen, einarbeiten, Verbindungen herstellen, verstehen, Dinge anstoßen.

Jeannette Oholi hält nichts von einer Trennung zwischen Wissenschaft und Aktivismus. Sie sieht sich als Teil der afrikanischen Diaspora und globaler Schwarzer Widerstände, die eben auch in wissenschaftlichen Räumen stattfinden und diese neu denken.

Uroš Prah schreibt Lyrik, investigative Lyrik und Essays – sowohl in seiner slowenischen Muttersprache, als auch in Deutsch und Englisch. Seit einigen Jahren befasst er sich vorwiegend mit verschiedensten zeitgenössischen Aspekten der Erde, ihrer Erosion, Bebauung, ihres Aufwühlens. Seine Texte fragen „Wie erdet Text? Welche Sprache tut sich in der Textur der Erde auf?“ Dabei tut er jedoch nicht so, als würde das Subjekt Erde gänzlich selbst sprechen können. Er sucht unentwegt nach Personen (menschlichen und nicht-menschlichen), die die Ränder der degradierten Landschaften bewohnen, den ökologischen Veränderungen am stärksten ausgeliefert sind, aber an diesen Zwischenorten auch oft Zuflucht finden. Bei seinen zahlreichen Erkundungsreisen besucht er Tagebaue, Industrieorte, intensive Agrarbetriebe, Baugruben, Erosionsgebiete, etc. Er beobachtet viel, sucht aber auch das Gespräch – sowohl mit Gruppen, die die Ränder dieser Orte besiedeln, wie auch mit Vertreter*innen der Industrie. Sein Blick bleibt dabei immer mindestens so queer wie sein Körper. Er befasst sich mit der Körperlichkeit des Randes. Mit dem Unraum, in dem die aufgewühlte, von der Sonne gepeitschte Erde auf Randkörper trifft. Dabei entsteht ein Schreibprozess, den er Geopoetik nennt; es entsteht Erdlyrik.

Zoya Sarapulow_a beschäftigt sich umfangreich mit dem Thema Antislawismus und sucht Antworten darauf, ob dieser eine Form von Rassismus ist. Anhand der eigenen Erfahrungen, gekoppelt mit gesellschaftstheoretischen Wissen möchte Zoya den Versuch wagen, zu zeigen, dass nicht alles in Kontrast schwarz–weiß ist. Ihre Texte richten sich vor allem an postost migrantisierte Menschen, die der Frage nach Diskriminierung und Privileg nachgehen.

Sabine Scholl benötigt wechselnde Aufenthaltsorte, um kreativ zu sein. Sie arbeitet literarisch und essayistisch an der Sichtbarmachung von weiblichen Perspektiven, betreibt Studien zum Kanon, organisiert Veranstaltungen zu Klassismus, lehrt Literarisches Schreiben, ist im Beirat von PS. Ihr letzter Roman Die im Schatten, die im Licht (weissbooks, Berlin 2022) erzählt den 2. Weltkrieg aus der Sicht von neun Frauen.

Eva Schörkhuber lebt als Schriftstellerin und Kulturwissenschaftlerin in Wien. Sie ist Mitglied im Papiertheaterkollektiv Zunder, bei AUF Kultur und seit 2018 Teil des Redaktionskollektivs von PS.

Suse Schröder schreibt, um sich der Welt und sich selbst zu vergewissern, um herauszufinden, wie sich Realität über und durch Literatur herstellt. Schreibschwerpunkte sind dabei weibliches* Schreiben, auch auf Rezeptions- und Kritikebene; das Erschreiben weiblicher* Perspektiven in Bezug auf Punk, Plattenbau und 1990er Jahre im Osten; Übergriff und Gegenwehr. Seitdem sie am DLL studiert, macht sie sich Gedanken zu einer Poetik der Wut auf und Gegenwehr gegen patriarchale Dominanzen und diskriminierende Verhältnisse. Sie schreibt gern und viel allein, noch lieber in Gruppen, am liebsten in Frauen*Lesben*Trans*-Zusammenhängen, da ihr heulige (alte) weiße Cis-Typen mächtig auf den Sack gehen und häufig vielzuviel Kraft abziehen. Ihre Figuren sind mehrheitlich Frauen* in Altern in ihren ArbeitsAlltagsFreizeitverhältnissen. Sie ist kurz davor die Gewerkschaft GuTSo – Gewerkschaft für unbezahlte Tätigkeiten und Sorge [mit] zu gründen, die sie in ihren fiktionalen Texten schon länger vorbereitet und veranstaltet zusammen mit Claudi Punk ist meine Freund*in, und zusammen mit KommRin e.V. Punk ist deine Freund*in und will von allem, was guttut und Unterstützung bringtundbraucht, mehrmehrmehr.

To Doan

Vesna Vuin bewegt sich seit vielen Jahren zwischen (Süd-) Ost und West. Das In-Bewegung-Sein muss sein, weil ihr jede Art von Stillstand Angst macht. Offenbar hat sie die sozialistische Maxime der Jugoslawischen Pioniere stark verinnerlicht: „Nema odmora dok traje obnova!“ (Es gibt keine Rast, solange die Erneuerung anhält!) Seit Neustem lebt sie in Leipzig, wo sie lernt, etwas mehr zur Ruhe zu kommen und dabei das Schreiben wiederentdeckt. Lektion eins: Das Schreiben ist gesellschaftliche Erneuerung und zugleich meine eigene Raststätte.

Autor*innen#7PS