Gedichte

 

Ankommen

Mein Pullover ist aus Schlamm gestrickt
Zwei links, zwei rechts?
Das weiß ich nicht.

Die Jacke riecht nach lieber Tante
Welche Flecken?
In den Taschen Pfützen von zuhause.

Die Hose trug mein kleiner Bruder
Ein Krieger?
Sein Herz schlägt hier, in mir.

In den Schuhen stecken Mathildes Schritte
Was?
Sie rannte, sie fiel, sie schluckte Eidechsen.

Vaters Mütze ist schwer von Angst
Herzlich Willkommen?
Ich habe kein Geschenk dabei.

 

Irrtum der Kirche

Im Nichtlicht der Nacht bin ich aufgewacht
und hab sofort an uns gedacht.
Deine kräftigen Arme hielten mich da, wo niemand es darf
Mit der Zunge bohrtest Du Löcher, rasiermesserscharf
Gestoßen hast Du, tiefer tiefer
Gestoßen hast Du mich
Mich.
Ich kann gar nicht anders, das wirst Du verstehen
ich muss Dich bald töten, Auf Wiedersehen.

 

Die Post bringt Schwarz

Ein neuer Brief braunes Kuvert groß rau
Mieterhöhung unterschreiben Sie zahlen Sie ziehen Sie aus.
Wir tragen ihn zu den anderen in die Schublade
Auch Briefe haben gern Gesellschaft
Er deckt den weißen Umschlag zu
Wir müssen Ihnen kündigen, tut uns so leid Wir waren sehr sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit Aber die Umstände Sie verstehen.
Darunter raschelt einiges Gelb Die Ärztin bescheint Störungen
Ausgeschöpft Am Grund nur eine Hügelkette Angst
Unter Gelb ein Liebesbrief von der Partei
Wählst Du mich dann

!

Schublade klemmt
Wir ruckeln reißen
Briefe mühlsteinschwer
Schrank alt

Viele bunte Briefe flattern durch das Zimmer schnell macht das Fenster auf
Wie fröhlich sie fliegen
Breiten Flügel aus schwindeln uns frei.
Großmutter hält ein Streichholz in die Schublade ist noch jemand da?
Die Blauen Grünen Roten Weißen Briefe klemmen brennen
singen alte Lieder singen neue Schlager
kennen die Buchstaben besser
lesen härter lauter heiser
härter lauter heißer.

 
Lyrik#5PS