Unterwegs zu Hause

 

I Bewegung

Unterwegs auf der Straße,
aber auch innerlich.
Unterwegs zu zweit, auch kurz zu dritt,
vor allem, oft unter Vielen.

Es fühlt sich schnell nach zu Hause an.
Mehr zu Hause als in meinem alten zu Hause.
Ab und an, mehr zu Hause als in meinem neuen zu Hause.

Ich trete aufs Gas, bin schon wieder zu schnell unterwegs,
bei 130 kmh mit mehr Spritverbrauch, sagst Du.

Effizient, nee! Ökologisch, naja. Finanziell rentabel, sicher nicht.
Aber wichtig. Wichtig für uns beide, denn das Unterwegs-Sein ist für uns ein Stück Freiheit. Wichtig auch für die Geschichte, die das Unterwegs-Sein mit sich bringt.

Hunger, also Abfahrt. Auf der Autobahn isst es sich nicht gut.
Es tankt sich nicht mal gut, aber kein Stau.

Nur in mir ein Unfall,
ein innerlicher Sturm.

II Beziehung

Wir beide nebeneinander, im Auto.
Wir beide verrückt lachend, vor lauter überdrüber.
Wir haben das ziemlich gut hinbekommen.
Wir zwei? Ein Paar? Freundinnen. Ein paar Menschen um uns.

Viel haben wir zusammen gesehen,
einen Bauwagen, groß und voll schöner Vorstellungen.
Straßen, grau und weit,
einen Hof, im Nichts so scheint es.
Gekauft von FreundInnen.

Wieder ein zu Hause. Ja klar.

Ein rosa Truck, der noch Liebe braucht.
Ein Wagenplatz am Wasser – einer von vielen.
Dort habe ich ihn mir hin geträumt, aber es gab ihn schon.

Lakritze als Geschenk, naja: Geschenk? Ich bat darum, ich wollte ein Geschenk.
Baumhäuser hoch über dem Boden und wieder Wägen.

Vor einem Hof ein Loch, unser Autoreifen rollt hinein – eingelocht und das vor einem Zuseher,
ein Schauer geht mir über den Rücken und erinnert mich an einen der weiteren Gründe
unserer Fahrt. Ich lache trotzdem.
Der Zuseher ist dort, wo das Loch ist, zu Hause.
Ich bin es nicht, ich fühle mich hier nicht zu Hause, ob es nun an dem blöden Loch liegt oder nicht.

Auch ein Anderer ist dort nicht mehr länger zu Hause,
er verkauft nur noch seinen Bauwagen, vielleicht ein neues zu Hause für jemand anderen.

III Familie

Zusammen-Stoß.
Jemand, der sauer ist.
Jemand, der versucht zu helfen, aber doch nicht will.
Ein Kind zwischendrin, Kinder überall,
verletzt von früher, verletzt vom Jetzt.
Unverstanden und ungesehen damn shit
englische Flüche funktionieren besser als deutsche:
oh mann ist doch kacke, ist doch unfeministisch.
Konfrontation. Fragen. Keine Antworten.

= das Ganze?

Welten, die aufeinander gekracht sind.
Ich weiß nun zumindest für eine Zeit lang, welches gerade meine Welt ist
oder besser, in welcher ich mich zu Hause und sicherer fühle.

Sicherheit ist Illusion! Na und?!

Wir waren unterwegs gewesen, um etwas zu kaufen,
aber eigentlich ging es wieder einmal um ein zu Hause.
Es ging um das Erschaffen eines zu Hauses, um das Einkaufen eines zu Hauses.
Kann man sich ein zu Hause kaufen?
In Form eines Bauwagens. Ja.

Jedenfalls fand Ich, eines meiner Ich – ein zu Hause.
Eine Station, um mein altes zu Hause weiterzuentwickeln.

Oder habe ich mir dieses alte zu Hause zerstört und dafür das Neue gesucht?
Oder war es nur eine weitere Illusion, die ich mir zerstörte?

Prosa#2PS