Bettbezüge

Ein Hinterhalt im Vorderhaus

Ein Vorbehalt im Hinterhaus

Ein leichter Zug am Altbaufenster

Der Blick wandert … ein Ziehen, ein Zimmer, ein Immer

Im Innen

Spielt unweit meiner Schlüsselbeine eine Ziehharmonika

Töne laufen ein bisschen schief.

Sie zieht, kurz auf, zieht sich zusammen und zurück

Ein Ziehverlangen nach etwas nicht ganz Klarem

Rechts unterhalb der Ziehharmonika sitzt eine Handbremse

Sie ist angezogen

Justiert nach, wenn sich Bewegung regt. Sonst starr

Schön hat sie sich angezogen, in Schale geworfen

Ganz elegant im Smoking sitzt sie da

Ein Zaun auf Zwerchfellhöhe, einst gezogen

Blickdicht

Drauf balanciert ein Wicht

Und sagt ich bin dein Gleichgeh-Wicht und geh, es stolpert –

Der Anblick des Innen bringt Anspannung in die Fingerspitzen

Hinterm Zwerchfellzaun ein Tümpel

Mehr ziehende Tiefe als breite Seichte

Verborgen

Die Wahrnehmung sitzt auf dem Trockenen

In Nabelnähe Gefühlswürzdosen

Stehen und würzen spontan ab und an

Die Magengrube

Verstreut im Körper liegen Bilder

Teils versenkt im Teich

Verschwommen

Im Kopf zieht eine Festplatte umher

Bildet und lagert Gedankenranken

Speichert Blicke und Worte von außen

Um sie herum, entlang der Schädelinnenwand schleicht

Eine Wünschelrute, vibriert bei potentieller Wertung

Hat einen Angelhaken, hakt sich in Gefundenes, hält sich so

Der Blick wieder im Außen

Das Zimmer: Decke mit Stuck und Fenster mit Brett und Bett mit Decke

Es dreht sich

Bedenken ziehen, nicht vorüber, mehr ein Zerren

Scheiden nicht, Entscheidungsschwierigkeiten

Einen Schlussstrich ziehen oder Kreise

Eine Tür zuziehen oder einen Rat

Eine Spieluhr aufziehen oder eine Schublade

Eine Nummer abziehen oder ein Klebstreifenstück von der Wand

Ein Klebstreifenstück klebt am Finger

Die Nummer zieht sich innen ab:

Das Gleichgeh-Wicht geht

– irgendwo hinterm Zaun spazieren, entzieht sich

Die Zauntür ist zugezogen, ein Rat ist nirgendwo zu finden

Die Handbremse zieht sich noch mehr an

Die Spieluhr singt fast überbeschwingt die Melodie der Ziehharmonika – und stockt

Hangelt sich langsam von

Einem ausgespuckten

Ton

Zum

Andern

Verstummt

Lieber knarzende Schubladen aufziehen – oder Zauntüren

Und den Schlussstrich biegen, bis ein Kreis sich schließt

Dem Schlüsselbein den Schlüssel abziehen

Mit dem aufgezogenen Schubladenboot

Über den Tümpel hinterm Zwerchfellzaun dümpeln

Die Wünschelrute aus dem Kopf holen

Und umpolen

Auf verschwommene Bilder triefend tief im Teich

Und sie vorsichtig hochziehen

Sie würzen, damit sie schärfer werden

Und, falls sie zu sehr brennen, wieder versenken

Hinterm Teich eine Wiese

Hier spaziert das Gleichgeh-Wicht

Sich mit ihm zum Streifzug im Innen begeben

Große und kleine Kreise ziehen

Einen Wicht-igen Rat zu ziehen

Sich zusammen oder in die Länge ziehen

Ich ziehe mich zusammen

Das I zieht sich zusammen

Nein, besser auseinander

Dis zu dies – auf Bilder deuten

Fis zu fies – Die Wut brodeln lassen

Wisse zu Wiese – spüren wo Gras drüber wuchs

Wirr zu wir – den Bezug in Betracht ziehen

Cis zu queer – die Normen ziehen lassen

Gis zu gieß – das Wachsen pflegen

Cis zu ziehs –

Sich verziehen oder verzeihen ist ein Unterschied der i-Position

Die Handbremse bleibt weiter sitzen. Sie sitzen lassen

Und das B ziehen, zum Innen

Mich in Bezug setzen

Mich in Bettbezug setzen

(Den B-Zug ins Außen später nehmen)

Beim Sitzen dem Sit die Tür zuziehen, nur das Zen reinlassen

Und die gewürzten Bilder aus dem Teich betrachten

Die Festplatte in Fest und Platte teilen

Das Fest weich werden lassen

Die Platte auf einen Spieler legen

So dass auch im Kopf die Melodie der Ziehharmonika klingt

Die Schale, in die sich die Handbremse warf, verwerfen

Bremsen sind eigentlich Sor-Tiere, die manchmal piksen und um Ruhe bitten

Es zieht ein Windgewebe ums Zimmer

Ein Atemzug beschlägt das Fenster

Im Hinterhof kreuzen sich Wege der Nachbar_innen

Jetzt grüßen sie sich wieder

Alle Rechte verbleiben bei der_m Autor_in


Lektorat: Jiaspa Fenzl und Olivia Golde

Lyrik#7PS