Versöhnung 2020
Es ist 2020 und Zeit für ein Geheimnis. Ich bin aus einem Traum erwacht. Nach der Release-Lesung aus unserem PMS-Heft (PMS – Postmigrantische Störung = Leipziger Autor*innenkollektiv) in der Schaubühne Lindenfels fing die Illusion, der ich nachhing, an zu bröckeln: Dass ich hier als Künstlerin vor euch sitze, als Autorin, als Schreibende. Dabei geht es eigentlich – und BITTE, das ist kein Vorwurf, nichts hier ist ein Vorwurf, außer manches, aber ich mache keine Vorwürfe – eigentlich, ganz ehrlich, geht es um meine Perspektive als Betroffene. Alles, was ich schreibe, wird auf mich zurückgeführt. Da ist kein lyrisches Ich, keine Trennung von „Autorin“ und Ich. Die, die es wissen, wissen das, und es ist so. Es ist 2020, und ich rufe den Tod meines tot geborenen lyrischen Ichs aus.
Es geht um mich als braune, weiblich gelesene Migrationsdingsda, deshalb und in dieser Position sitze ich hier. Das ist meine Funktion in diesem Rahmen, in dieser Zusammenkunft. Deshalb darf ich hier sein. Also gut, ich akzeptiere es, obwohl ich Lust habe, irgendwo reinzuschlagen, aber ich akzeptiere, dass ich das und genau das bin. Ich nehme mich dieser meiner Rolle an.
Ab jetzt ist es also persönlich, was wir hier machen, es ist persönlich, und wenn es persönlich ist, und das ist es, das wissen wir alle, oder wissen es nicht, aber es ist so, wenn es persönlich ist, dann werden wir jetzt persönlich. Es ist Zeit für Geheimnisse.
Damit meine ich: Die Beziehung zwischen Zielpublikum und ICH, also zwischen euch da Sitzenden und mir, wird persönlich. Wenn ich persönlich gemeint bin, wenn ich meine Person, meinen eigenen Leib hinhalte, dann habe auch ich ein Stück von Dir verdient, liebe Zuhörende.
Wer bist du? Ich will, dass auch Du mit mir etwas Persönliches teilst. Ein Geheimnis. Dass unsere Beziehung Wirklichkeit wird.
Ich lasse Zettel austeilen und Stifte. Kulis, die ich bei Mäc-Geiz für 79 Cent pro Zehnerpack gekauft habe, wie eine trashige Grundschullehrerin, und ich werde sie austeilen, wenn der richtige Moment gekommen ist, und ihr dürft einen behalten, wenn ihr wollt. Die besten Billo-Kulis. Am Ende, nachdem ich fertig gelesen habe, seid ihr dran. Dann müsst ihr mir zehn Minuten lang was schreiben. Ihr müsst. Diese Zettel sind für mich allein. Denn das darf ich sein und will es sein dürfen, nur ein kleines Ich, Ich und nur Ich bleiben.
Es wird auch keinen Slot geben, an dem irgendwer gezwungen wird, etwas vorzulesen, ich bin kein zynischer HGB-Student. Diese Zettel sind nur für mich. Weil ich in Kontakt treten will, in einen ehrlichen Kontakt.
Es ist also ein Gefallen, den ihr mir höchstpersönlich tut, und verweigert ihr ihn mir, dann brecht ihr nichts Geringeres als mein fragiles, durch Mehrfachdiskriminierung geschundenes Herz. Würdet ihr das wollen? Wollt ihr das? Ich will ein Geschenk, ein kleines Bisschen von euch will ich abbeißen dürfen.
Die volle Wahrheit wünsche ich mir. Warum ihr hier seid, was es euch gibt. Mich interessieren auch Abgründe, ich will mindestens auf einem Zettelchen lesen: „Die PMS ist widersprüchlich, ihr seid weinerlich, ihr nervt mich krass mit eurem Gewimmer“, oder einen Zettel, auf dem steht: „Was redet ihr alle? Ich verstehe kein Wort.“ Sehr nachvollziehbar.
Ich werde auch unzufrieden sein mit euren Antworten, wütend. In jedem Fall werden sie mich nerven, ich werde genervt sein.
Aber so sind wir nunmal entwachsen. Wir. Es ist 2020. Wir sind jetzt Geschwister. Es ist 2020, und ich rufe unsere Geschwisterlichkeit aus, unsere ausnahmslose Geschwisterlichkeit. Als Experiment, lasst uns Geschwister sein. Geschwister. Geschwister, das heißt unmittelbar nah, untrennbar, Haut an Haut aufgewachsen. Das heißt wir schreien uns an, oft genug, aber es gibt kein „Wir“ und „Ihr“, niemals.
Dr. Cornel West sagt, „I believe in spill-over love“– „ich glaube an eine Liebe, die überläuft“, in einem YouTube-Video, das heißt „Catastrophic Love“. „I start with Black people in terms of my love, but it spills over to white brothers and sisters Brown Red Yellow across the board, so I believe in spill-over love.“ Der zweite Teil des Zitats ist (noch) nicht ins Deutsche übersetzbar, die, die es wissen, wissen warum. Wer Cornel West nicht kennt und die nächsten Jahre überleben will, ohne hart zu werden, sollte anfangen, sich ihn und viele andere schwarze Denker*innen reinzuziehen.
Ich wiederhole also: Ich will keine Vorwürfe machen. Ich will euch eine Schwester sein. Ebenbürtig. Ungemütlich. Aber aus demselben Holz geschnitzt. Später, am Ende, wenn ihr zehn Minuten Zeit habt, lasse ich Irina rumgehen, mit der roten Mütze, wie in der Kirche, wenn die Kollekte eingesammelt wird, die rote Mütze, in die ihr anonym die Zettelchen reinwerfen sollt.
1. Geheimnis: Verbotene Liebe
Aber zuerst ich. Ich fange an. Ich erzähle euch Geheimnisse, über mich. Höchstpersönlich. Denn darum geht es ja hier. Mein erstes Geheimnis also.
Ich bin sparsam mit Berührungen, finde es romantischer, wenn Berührungen spärlich sind, wahrscheinlich ist das Angst vor Nähe, aber ich finde es wirklich, ganz ehrlich romantischer. Ich sehe zum Beispiel hier, in der Albertina, wo ich gerade sitze, ein Pärchen, sie sitzt am Laptop und guckt ernst und er kommt, guckt ernst und legt ihr die Hand auf die Schulter, die beiden gucken ernst, sie sind auf eine ganz ernstzunehmende Art und Weise: ein Paar.
Romantischer finde ich alle Arten der verbotenen Liebe. Zum Beispiel das:
Ich wache nachts auf und öffne das Fenster zum Lüften, schaue verschlafen auf die Straße, in das orange Straßenlicht der Nacht, ungefähr 3 oder 4 ist es, das ist normalerweise die Zeit, in der ich zwischendurch wach bin; während ich am Fenster knie, sehe ich auf der anderen Straßenseite zwei Hipstergirls, sie knutschen mit einer Dringlichkeit und Bestimmtheit, als wäre es ihre Aufgabe, ihre einzige Mission, als ginge es nicht anders, die eine hält ihr Fahrrad beim Knutschen, dann laufen sie weiter.
2. Geheimnis: Nachts Aufwachen
Das zweite Geheimnis steckt im ersten: Ich wache nachts auf. Immer wieder. Seitdem ich meditiere, schlafe ich danach fast immer wieder ein, und es ist das Schönste der Welt …
3. Geheimnis: Der Blick
Aber zurück zur verbotenen Liebe, denn sie überführt uns zum dritten Geheimnis:
Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Pärchen? Die einen habe ich erwischt, die zwei Hipstergirls, und sie haben mich nicht gesehen, ich konnte sie direkt ansehen, ohne dabei gesehen zu werden. Das Albertinapärchen hat mich nicht angeschaut, aber wusste, dass ich zusehe, sie sahen mich beim Sehen, aber haben nicht zurückgeschaut.
Mein drittes Geheimnis ist also, dass ich besessen bin von „dem Blick“. In meiner Bachelorarbeit ging es um den „unerwiderten Blick“ in einem saudi-arabischen Roman. Dort habe ich versucht, eine dreigleisige Parallelität aufzuziehen, psychoanalytisch, narratologisch, postkolonial.
Mein Prüfer meinte bei der Nachbesprechung, er sei enttäuscht von meiner Arbeit gewesen, nicht sehr beeindruckt von meinen interdisziplinären Verwegenheiten. Ich hätte zu wenig Bezug auf wirkliche, materielle Politik genommen. So schwebe Literaturwissenschaft im luftleeren Raum.
Seit ein paar Jahren verstehe ich, was er meinte.
Trotzdem, meine Bachelorarbeit liebe ich. Meine Masterarbeit auch. Das ist das nächste Geheimnis. Ich war verliebt in das Studentinnensein.
4. Geheimnis: Studi + ELTERN
Ich war verliebt in das Studisein, habe zwei Masterstudiengänge absolviert und nie etwas Besseres bekommen als eine 2+. Das Geheimere an diesem Geheimnis ist, dass ich fast meine gesamte Studienzeit über von meinen Eltern finanziert wurde. Wo ich euch doch vorhin noch mit meiner Mehrfachdiskriminierung emotional zu erpressen versucht habe. Und jetzt das. Mittelklasse. Mit ein paar von euch bin ich jetzt gelevelt, diskriminierungsmäßig, Mittelklasse, aber weiblich gelesen und braun, aha. All die, die weiß/weiß-deutsch oder wie auch immer wir dazu sagen sind und keine Kohle von ihren Eltern bekommen haben, sind theoretisch also diskriminierungsmäßig auf derselben Stufe wie ich.
Cornel West spricht über Bruce Springsteen als einen „white blues man, out of the working classes of New Jersey“, den „weißen Bluesman aus der Arbeiterklasse New Jerseys“, und ich sage, schaut euch dieses Video an.
Andere, die migrantisch / PoC, weiblich gelesen werden UND aus der Mittelklasse stammen oder vielleicht noch eine andere Diskriminierungsebene zu bieten haben, überholen mich an dieser Stelle. Ich winke euch, während ihr auf der Überholspur des Grauens an mir vorbeizieht.
Mittelklasse. Aber meine Eltern sind nicht reich, ok? Hört auf, zu fantasieren von reichen Arabern, da ist keine Kohle in der Familie. Und ich weiß auch nicht, wie man eine Gabel mit links hält.
Hier, an diesem Punkt sind wir Freunde, nicht Geschwister. Versteht ihr. Ihr versteht sicher, oder ihr versteht nicht, aber es ist so.
Zurück zum Blick, Geheimnis Nr. 3 / Mudun al-Milh
Kehren wir also zurück zum Blick und zu den beiden Pärchen. Wo genau liegt der Unterschied zwischen dem Albertinapärchen und den Hipstergirls, die nachts knutschen?
In meiner Bachelorarbeit ging es um den Roman Mudun al-Milh, Salzstädte, von dem saudisch-irakischen Autor Abderrahman Munif, der fast cool wäre, wenn er nicht ein Anhänger der Baath-Partei gewesen wäre, das sind die arabischen Nationalsozialisten, Saddam Hussein war einer, Bashar al-Assad ist ein anderer.
In seinem Roman geht es um Harran, (frei übersetzt als DIE HITZE) einen fiktiven Ort am Golf.
Dort wird das idyllische Dorfleben mit Jungen, die von ihren Vätern das Schafe Schießen lernen oder so, diese Idylle, von der wir alle träumen, wird zerstört von Amerikanern, die auf Schiffen kommen und Harran aufbauen, eine Kunststadt, eine Stadt aus Salz also, in der sie die Araber arbeiten lassen. Ein Paradies für postkoloniale Kritiker: streikende arabische Arbeiter und eine Bevölkerung, die in sich zerrissen wird, in ihrer heiligen Urtümlichkeit.
Eine Szene ist besonders eindrücklich, und ich schwöre, ich komme bald zu dem Zusammenhang zwischen meiner Bachelorarbeit und den zwei Pärchen:
Es gibt eine Stelle im Buch, da feiern die Amerikaner ein rauschendes Fest auf dem pompösen Schiff, mit dem sie hergefahren sind, dem Schiff Salomons. Sie feiern ein rauschendes Fest und machen auf dem Schiff alles, was haram ist, sie rauchen, sie trinken und sie vögeln. Ich glaube, mich zu erinnern, dass das Schiff im Wasser zu wanken beginnt, ein wankendes Sex- und Saufschiff also …
Das Interessante an dieser Szene ist für mich weniger das Saufen und Vögeln, sondern folgendes Bild:
Während das Fest gefeiert wird, stehen sie an der Küste.
Wer? Die Araber. Sie stehen an der Küste und schauen zu, angeturnt und gleichzeitig traumatisiert vom Anblick des wankenden Sündenschiffs. Was mich als Bachelorstudentin interessierte und jetzt noch immer fasziniert, ist dieses Starren.
Dass sie starren und beim Starren nicht bemerkt werden, nicht gesehen, es wird keine Notiz von ihnen genommen. Die vögelnden, saufenden Amis sehen die starrenden Araber an der Küste nicht. Vielleicht sehen sie sie nicht, vielleicht ignorieren sie sie absichtlich – was davon wäre schlimmer?
Der unerwiderte Blick als migrantische Grunderfahrung
Beides ist schlimm, und beides ist eine migrantische Grunderfahrung. Oder ist es eine menschliche Grunderfahrung? Eine subalterne Grunderfahrung jedenfalls. Migrantisch steht hier stellvertretend für ihrwisstschonwas, die, die es wissen, wissen es, die, die es nicht wissen, nicht, aber es ist so.
Eine Grunderfahrung migrantischen Schmerzes also. Vielleicht ist das Migrantische immer auch das sichtbar geworden Menschliche, die offene Wunde, sichtbar gewordene Verletzlichkeit …
Und dann diese Ambivalenz, lasst uns die mal gemeinsam auf der Zunge zergehen lassen, lasst uns gemeinsam Platz nehmen in dieser schwingenden Ambivalenzschaukel. Amerikaner, wie sie kopulieren, sich besaufen, sich berauschen; an der Küste die getriggerten Araber.
Wenn ich dort wäre, dann säße ich wahrscheinlich eher mit bei den Amis auf dem Saufschiff, als neben den starrenden Arabern. Nicht bei meinen Leuten also. Aber ich würde paranoid zur Küste glotzen, während ich da sitzen würde auf dem Schiff, würde das Fest nicht genießen können, weil ich sie sehen würde, meine Leute, wie sie an der Küste stehen und starren. Ich würde mich sehen mit den Augen der Araber, wie sie die Amis sehen, ich würde die Augen der Araber sehen, wie sie mich und die Amis sehen, und ich würde die Amis sehen, wie sie die Araber, wie sie meine Leute nicht sehen können, nicht sehen wollen, nicht sehen müssen.
„Man wird angeguckt, während man darüber redet, wie man sieht“, sagt Irina, während wir mit Mascha diesen Text hier besprechen. Wir trinken Tee und essen mit Tofu und Auberginenaufstrich belegte Simit. Wir sprechen über PMS, darüber, wie wir rezipiert werden, es ist komisch, merke ich, es ist komisch, dass wir so beliebt sind, gehypt ein bisschen, auf einer Mikroebene, ich verstehe es nicht und eigentlich doch. Eigentlich ist es sonnenklar, das Nicht-Verstehen ist eine Verweigerung, und sie hält nicht.
Wo ist also der Zusammenhang zwischen den starrenden Arabern an der Küste und den zwei Pärchen? Ich weiß es nicht. Dabei ist es ganz klar und völlig unklar, ich weiß es und weiß es nicht.
Ich gehe also über, verkneife mir inbrünstig das Rechtfertigen für die Zusammenhangslosigkeit, ich gehe über zum letzten und schönsten und geheimsten der Geheimnisse:
Andererseits: Das letzte Geheimnis
Ein fragiles Geheimnis, dass nur ganz leise gesagt werden darf …
Jeden Morgen setze ich mich in eines der Hipstercafés im Leipziger Osten an einen der Plätze am Fenster, immer neben eine junge, meistens weiße Frau, es ist nicht dieselbe, aber immer eine junge, meistens weiße Frau. Eine Art von Mensch, die innere Ruhe und Gesundheit ausstrahlt, die sanft und weich bleiben durfte. Die nachts bestimmt durchschläft, falls sie keine Kinder hat. Immer der Platz am Fenster, und immer schaut sie mich an, diese meistens weiße Frau, und immer, wenn ich frage, ob ich mich dazusetzen kann, sagt sie „ja klar“, und lächelt und es ist das Schönste auf der Welt.
„The blues responds to the catastrophic with compassion, without drinking from the cup of bitterness. Not with revenge, but with justice. That‘s the best of the Blues.“ Cornel West und dieses Zitat wird beim Übersetzen zwingend verpfuscht:
„Der Blues antwortet auf das Katastrophale mit Mitgefühl, ohne aus dem bitteren Krug zu trinken. Nicht mit Rache, sondern mit Gerechtigkeit. Das ist er, der Blues.“
„I believe in spill-over love“, „ich glaube an eine Liebe, die überläuft“, sagt Cornel West.
Ich traue mich zwar fast nicht es auszusprechen, aber ich glaube, dass es Zeit wird. Wir und wie wir zusammen sind, ist das Schönste der Welt. Und das müssen wir aushalten. Mir fällt es selbst schwer, aber wir müssen aushalten, dass ich hier nicht über rassistisches Polizeigescheiße auf der Eisenbahnstraße schreibe, über das wir uns einvernehmlich empören können. Ich tue etwas, was mir viel fremder ist, viel unangenehmer, ich erkläre meine überlaufende Liebe den Mitstreiter*innen, den Geschwistern, uns. Allen hier. Das bedeutet Geschwisterlichkeit, das bedeutet Verantwortung. Und das Geheime ist nicht, dass da etwas auf uns zurollt, nicht, dass es das Jahr 2020 ist, in dem da was auf uns zurollt, ist das Geheimnis. Das Geheimnis, das ich teilen will, ist, dass da auch Liebe ist. Ich beginne mit meinen Mitlesenden, wie sie da sitzen und halten, was da ist, weiter zu den Zuhörenden, die sich öffnen, aufrichtig. Weiter zu denen da draußen, die ausharren im Kampf gegen Heimatfantasien und Abschiebebehörden. Liebe, die überläuft zu denen, die sich dazwischen stellen und eine auf die Fresse kriegen in Grimma, Wahren und überall, die ihre Räume offen halten, ihre kleinen Orte der Solidarität.
Das Geheimnis ist: der Geruch von Köfte und Shawarma, triefendes, heißes Fett, die Samstagsmärkte auf der Eisenbahnstraße.
„An army of lovers cannot lose“ heißt es in dem 1990 anonym verfassten Queer Nation Manifesto, das während der New Yorker Pride verteilt wurde, „eine Armee Liebender kann nicht verlieren.“
Das sind sie, meine Geheimnisse.
Nachwort
Ich habe diesen Text im Januar 2020 geschrieben, für eine PMS-Lesung. Ein paar Tage davor, an Silvester, saß ich mit ein paar Hexen* am Tisch, fragte nach der Zukunft, sie sagten 2020 wird einschneidend.
Jetzt, im April 2020 ist es in Sachsen ein semi-rebellischer Akt geworden, im Park auf der Bank sitzend ein Buch zu lesen.
Auf die Zettel schrieben die Zuhörenden Unterschiedliches. Ich habe sie mir am Morgen danach im Bett durchgelesen. Viel Geiles und Lustiges, die meisten aber schrieben, dass sie zu PMS- Veranstaltungen kommen, um Perspektiven von Betroffenen von Rassismus kennenzulernen, weil sie sonst nur Umgang mit weißen Friends pflegen, witzig. Es ist, wie ich dachte. Rückblickend ist also festzustellen, dass es sich bei diesem Text um einen weiteren, gescheiterten Versuch der Rückaneignung einer autonomen Erzählstimme handelt. Ein gescheiterter Versuch, aber genau darum geht es.
Quellen:
Cornel Wests „Catastrophic Love“
Gespräche mit und Feedback von: Mascha, Irina, Tala und Aisha
Lektorat: kaśka bryla & Eva Schörkhuber