Gedichte
WUNDER DER TECHNIK I und II
I – MASCHINENRAUM
¹ Statusse? Status? Staten?
² 6 Wochen / TvÖD 9/II im Kulturleuchtturm
II – STATUS
Filmtechnikerin
…sie von hinten
mit dem handtuch runter
vom hals abwärts den rücken
in jede falte…
Persönliche Assistentin
Besitzansprüche
1. Ideell gedacht:
Um meiner selbst willen
Deiner selbst willen
Dein und mein
Und mein wird dann wieder dein.
2. Materialistisch gewendet:
Dein Ruhm ist meine Miete
Was mir die Miete, ist dir Besitz.
Dein bleibt dein
Und ich such mir ne Neue.
3. Fazit:
Arbeit lohnt sich
für die, für die sie gemacht wird.
Ghostwriterin
Selbstmarketing 1
Elevator Talk:
Ich bin sehr vielversprechend. Und übrigens: ich.
Vernetzung 1
Wenn sie wichtig sind, spreche ich am liebsten mit arroganten Ärschen.
Selbstmarketing 2
Social Media:
Ich bin so interessant. Und übrigens: ich.
Vernetzung 2
Reihe deine
Kontakte nach Nützlichkeit. Es wird dir guttun.
Publizieren 1
Nichts ist so wichtig
am geschriebenen Text wie der Impact-Faktor.
Leben 1: Lebenslauf
Sehr gerne
arbeite ich viel und gratis. Ohne Pause.
Publizieren 2
Der Aufsatztitel
passt nicht zum Text, aber in die Publikationsliste.
Leben 2: Work-Life-Balance
Auch das erledigt:
Der Produktivität zuliebe ganz ausgeglichen.
Was bleibt
Ich und mein Kompetenz-Portfolio. Wir zwei allein.
Und übrigens: ich.
Wissenschafterin
Mehr
Der Tag beginnt, wenn ich aufwache
Dusselig von den Träumen
Rücken bleischwer
Ich atme einmal durch mich durch
mein Bauch dröhnt
Will einen anderen Körper spüren, Sex und Küsse
Büros sind öde Orte
Trist und furzig
durch großes Fenster sieht man raus in Fenster, wo auch Leute sind und tun
Druckerschwärze legt sich schwer auf meine Lider
die sich schließen, um die Ordner im Regal nicht zu sehen
Der Bildschirm
flackerhell und aggressiv
Die Kolleginnen sind nett
sie backen Kuchen
Backmischungen sind nicht so beliebt
Ich will Sex
Ich will nicht sterben auf
Bürosesseln
die sich drehen
wilde Maus im Hochhaus
Karriere
Ist ein Wort
das in mir nichts
aufscheinen ließ
Therapeutische Gespräche ergaben
ich will Anerkennung
Huch, denke ich
Gib mir mehr von irgendwas anderem
Projektmanagerin
Poem from bed
If things were different, I’d hunt in the morning, fish in the afternoon, rear cattle in the evening
and criticise after dinner.
Since things are as they are, I am only able to criticise after dinner
and daydream that statistics have a voice.
Arbeitslos
Gewerbehof
Glänzende Kacheln, cremefarbene
Gitter. Rote Lack-Beete von schlechtem
Geschmack, aggressiv gestutzt.
Das Fenster beginnt dort, wo mein Kopf aufhört.
Frieren muss ich hier nicht.
Drüben wird – die Lichtpunkte teuer gesetzt – gedünstet
Etwas Organisches zieht über das Display.
Den Blick habe ich nur deshalb gehoben.
Call-Center-Agentin