Autor_innen
TEXTE VON
Anne Hofmann über Alexandra Ivanova:
Alexandra Ivanova schreibt Essays, in denen sie ihren Gegenstand unermüdlich mit der Erkenntnis konfrontiert, dass wir in einer Gesellschaft leben, die falsch eingerichtet ist. Außerdem veröffentlicht sie eine Reihe künstlerisch hinreißender Zines mit kritisch-humorvollen Reflexionen rund um Zeitgeist, Alltagsleben, Freundschaft und Liebe. Sie gründete den Leseklub in der feministischen Bibliothek monaLIESa, in dem Romane von Frauen aus der DDR besprochen werden, und ist Teil einer Gruppe, welche sich kritisch und reflektierend mit Mutterschaft beschäftigt.
Alexandra Ivanova über Anne Hofmann:
Anne Hofmann schreibt Lyrik, erarbeitet lyrische Formen in bildender Kunst, gestaltet Zeitschriften und ist Redaktionsmitglied der outside the box. Sie bemüht sich, ihren Anspruch an Reflexion und Kritik auch im harten Alltagsleben mit Witz und Esprit zu paaren. Leben auf tönernen Füßen und mit schmerzenden Zähnen als einzig möglicher Kompromiss im Hier und Jetzt; lieber fast nichts als zu viel des Falschen.
Anna Kow stammt aus einer westdeutschen Weinbaugegend und lebt seit 13 Jahren in Leipzig. Seit 2010 ist sie Redaktionsmitglied der outside the box – Zeitschrift für feministische Gesellschaftskritik und übt sich nebenher in alberner Lyrik, ernster Essayistik und einer beides subtil miteinander vermittelnden Prosa. Da sie außerordentlich langsam arbeitet, veröffentlicht sie nie mehr als einen Text pro Jahr, und das auch nur dank Freund:innen wie der PS, die ab und zu nachfragen. Das letzte Buch, das sie politisch inspiriert und berührt hat, ist Woman on the Edge of Time von Marge Piercy. Für PS #1 schrieb Anna Kow den Essay „Existenzbedingungen des Schreibens. Zur Ideologie der Unbedingtheit“.
Annika Zhart schreibt und denkt und macht und studiert und fühlt. Sie lebt in Bern, nicht beim aber mit dem Kollektiv Raaupe. Dort wird Geld und Zeit geteilt, gegen Kapitalismus und Herrschaft gekämpft und über Gefühle gesprochen. Johanna Hedvas’ „Sick Woman Theory“ hat ihr viel gegeben, sie bastelt deshalb mit einem Teil ihrer Lieblingsmenschen an praktischen Umsetzungen und einem feministischen cⒶre-Netzwerk. Sie glaubt an den Wert von Verzettelung, Spaß und Ablenkung.
Mehr auf: www.raaupe.ch | modustrotzdem.wordpress.com
Ariane Razavi
Ein persönliches Unbehagen, ein Berliner Unwillen begleiten mich vertraulich stets.
Ein Nie-richtig-passend-sein dazu.
Aber auch sehr selten ein Dazu-gehören-Wollen.
Zufriedenheiten liegen im Abseitigen.
Denn das ist nicht links, das ist nicht rechts, und das ist trotzdem schief.
Ich brauche Freiheit. Azadi – ein schönes Wort zumindest.
Und so Spielwiesen ohne Gatter und Zaum: Zum Lachen, Weinen, Lernen.
Und ein Alles mit Allen muss dürfen – überall!
Auguste von Blau
Um 2005 herum sah ich zufällig eine Dokumentation über unbegleitete minderjährige Flüchtlingskinder.
Schnell fand ich ein Berliner Netzwerk für Einzelvormundschaften, das sehr gute Arbeit leistet und Menschen wie mich dabei unterstützt, gesellschaftliche Verantwortung durch Vormundschaften für diese Kinder zu übernehmen.
Ich wurde ehrenamtliche Vormünderin für einen Jungen aus Bangladesch und begleitete ihn ein Stück des Weges in seine Zukunft in Berlin. Für ein Mädchen aus Sierra Leone übernahm ich kurzfristig die soziale Verantwortung, besuchte sie im Abschiebegefängnis und begleitete sie zur Verhandlung. Amnesty International setzte sich sehr für sie ein. Ich werde nie vergessen, wie sie, von zwei Polizeibeamtinnen begleitet, im Gerichtsflur zu uns kam. Ihre spindeldürren Arme in Handschellen. „Wozu?“, fragte ich die Polizistinnen, die ihr daraufhin die Handschellen abnahmen.
Nach der Verhandlung brachte ich sie in die Flüchtlingsunterkunft und blieb ihre Ansprechperson.
Politische Verantwortung fängt bei den Kindern an. Nur gemeinsam sind wir eine tragende, lebendige, soziale Gesellschaft.
Caca Savic ist österreichische Schriftstellerin und engagiert sich für die diverse freie Literaturszene Berlins.
Olivia Golde über Carolin Krahl:
Überschlag, Sprelacart und das Rauschen vom Tape. Carolin macht Hörspiele, Carolin macht Text, der weiß vom sich-selbst-Feind-sein und Zuversicht dennoch. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Analyse & Kritik der Zurichtungen, die wir alle durch die Gesellschaft erfahren. Sie ist freie Autorin, Lektorin und Teil des Redaktionskollektivs der PS und interessiert sich für das emanzipatorische Potential von Pathos, Punk und der DDR.
Clara Heinrich hat versucht unpolitisch zu essen, sich unpolitisch zu kleiden, unpolitisch zu verhüten, unpolitische depressionen zu haben, unpolitisch zu schreiben. teilt ihre erkenntnis gerne: geht nicht.
dan*ela beuren
Meinen ersten Text schrieb ich als Kind von ca. acht Jahren, er war Ausdruck meiner Empörung über die Ungerechtigkeit einer Ohrfeige. Schreiben halte ich für politisch als Form, mit der näheren und weiteren Umgebung fertig zu werden und Neues/Anderes in Sprache(n) auszuprobieren. Ich arbeite und schreibe gern assoziativ und kollaborativ, also mit anderen gemeinsam (z. B. im Kollektiv grauenfruppe). Dem Satz von Anne Tardos „Use all you have!“ folgend, ist es mein Anliegen, Verschiedenes zusammen zu bringen. Als Differenzfeministin sozialisiert, queer interessiert und fasziniert, sehe ich zu, dass und wie die Sternchen wandern.
Eva Schörkhuber ist Redaktionsmitglied von PS und Teil des Papiertheaterkollektivs Zunder.
Grzegorz Kielawski
Filmemacher bei widokwidok.wordpress.com.
Hanna Mittelstädt
geb. 1951, lebt und arbeitet in Hamburg. Mit-Gründerin und 45 Jahre lang Mit-Leiterin des Verlags Edition Nautilus. War Co-Übersetzerin für viele Werke aus dem Französischen (u.a. Situationistische Internationale, Cravan, Picabia, Céline) sowie Redaktionsmitglied in den verlagseigenen Zeitschriften Revolte, Die Aktion. Veröffentlichte u.a.: beim Verlag Peter Engstler die Prosabände: Die Hacienda muß gebaut werden (1994), Augenblicke (1998), Die Notwendigkeit des Mondes (2016) sowie zusammen mit Anna Rheinsberg: Liebe Hanna Deine Anna – Briefe über Liebe und Literatur (Edition Nautilus 1999).
Künstlerische Leitung für die szenischen Lesungen „König der verkrachten Existenzen“ (über den Boxer-Poeten Arthur Cravan), Lesung Jörg Pohl, Musik HF Coltello; „Francis Picabia, Funny Guy & Dada“; „Der Torpedokäfer – Aus dem abenteuerlichen Leben des Franz Jung“, Lesung Corinna Harfouch, Iris Boss, Jörg Pohl.
Ilse Kilic
geboren 1958, lebt im Fröhlichen Wohnzimmer. Dieses wurde vor ca. 35 Jahren gegründet und trat/tritt als Punkband, Kleinverlag, Nische, Laboratorium, Werkstatt, Glücksschweinmuseum und subversive Borstigkeit auf. Zuletzt erschienen: Das Buch in dem sie Kontakt aufnehmen, Graz 2018; Meistens sind wir einfach soso lalalala. Des Verwicklungsromans elfter Teil, Wien 2019 (Der Verwicklungsroman wird von Ilse Kilic und Fritz Widhalm seit 22 Jahren gemeinsam geschrieben. Er ist fiktive wie reale Biographie und stellt einen Versuch dar, individuelles Glücksstreben in Zusammenhang mit politischen Gegebenheiten zu stellen.); Du siehst ja immer noch ganz gut aus. Neue Berichte vom Älterwerden, Comic, Wien 2019, gemeinsam mit Fritz Widhalm. Monatlich seit 2006: Wohnzimmerfilmrevue auf okto.tv. Vorstandsmitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung. Lyrikblog auf www.dfw.at: Gedichte sind absonderlich und süß.
Irina Nekrasov gräbt Geschichten aus über widerständige Migrant_innen und würde am liebsten diese Geschichten an alle Hauswände um sich herum kleben. Irina ist Teil von Kanak Attak Leipzig und gestaltet unter anderem die „Kanak Attak Radioshow“ mit.
Ishraga M. Hamid ist Autorin, Übersetzerin, freie Journalistin. Sie hat sowohl im Sudan als auch an der Universität Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert und ihr Doktoratsstudium am Institut für Politikwissenschaft abgeschlossen. Sie hat acht Bücher veröffentlicht und sechs Bücher übersetzt bzw. mitübersetzt. Sie ist Mitbegründerin mehrerer Vereine bzw. Plattformen, z.B. Schwarze Frauen Community und Plattform Migration Literatur grenzenlos. Sie hat mehrere Preise erhalten, wie den Hitra Prammer Preis und den Erwachsenenbildungs-Preis des österreichischen Bundesministeriums für Bildung und Kultur. Im Jahr 2014 wurde sie zur außergewöhnlichen Botschafterin der Naji Naaman Foundation for Gratis Culture im Libanon gewählt. Sie ist Beauftragte für Arabische Literatur des PEN Club Österreich und Mitglied der IG Autorinnen und Autoren und des Übersetzerinnen- und Übersetzer-Verbandes.
Ivna Žic
1986 in Zagreb geboren, aufgewachsen in Zürich, spricht, denkt, schreibt, lebt mehrsprachig, seit immer. Studium Angewandte Theaterwissenschaft, Schauspielregie und Szenisches Schreiben in Gießen, Hamburg und Graz – weil jede Wahrheit eine andere Seite braucht und Diversität Lebensziel ist. Seit 2011 arbeitet sie als freie Autorin und Regisseurin, vermehrt in kollektiven oder rudelhaften Strukturen. Sie ist Teil des Autorinnenkollektivs ICW (Institut für Chauvinistische Weiterbildung) und des Wiener Übersetzer*innenkollektivs Versatorium. Gemeinsam mit Refugee Protest Camp entstand das vielsprachige Projekt DIE, SHOULD SEA BE FALLEN IN nach Die Schutzbefohlenen von E. Jelinek. Im Sommer 2019 erscheint ihr Debütroman bei Matthes & Seitz. Žic lebt in Zürich und Wien.
Judith Schreier teilt gerne Bilder mit Text im Internet, die den politischen Ist-Zustand kritisieren oder erzählt auch mal 40 Minuten am Stück darüber, was coole, dicke Menschen in den letzten Jahrzehnten so bewegt haben, was wir von ihnen mit in die Zukunft nehmen sollten.
Karen Bo & Marlene Pardeller
Wir haben uns bei einer Diskussion über das Leben zwischen Lohnarbeitszwang und künstlerischer Produktionslust kennengelernt.
Seitdem sind wir befreundet und treffen uns zu kurzen Reisen an unterschiedliche Orte, um die dort vorgefundenen Ablagerungen länger oder längst gestorbener Frauen mit unserem eigenen Leben zu verbinden und dieser Interaktion eine Gedichtform zu geben, die so als Erfahrungsmoment anderen zugänglich gemacht wird. Aus unseren zwei Blicken und Stimmen wird eine neue: Unsere gemeinsam entwickelte lyrische Sprache behauptet sich als gegenläufig zum einsamen (männlichen) Genie.
In unserem Gedicht „Fragen lesender Arbeiterinnen“ interessieren wir uns für die Papierwäscherinnen aus Eberswalde und die Verbindungen und Querverweise zu unserer eigenen Realität als lesende und schreibende Lohnarbeiterinnen.
Karen Bo arbeitet als Theaterlehrerin in Hamburg und Marlene Pardeller als Lektorin in Berlin.
karin seidner
1/4 des feministisch-avantgardistischen autor*innen- und performer*innen-kollektivs grauenfruppe
mitarbeiterin* und vorstandsfrau* der ersten frauen*beratungsstelle österreichs „frauen* beraten frauen*“ und des angeschlossenen instituts für feministische psychotherapie
1982 wegen feministischer aktion gegen sexistische plakate eine nacht im gefängnis verbracht
verurteilung wegen unterstützung des aufrufs zur totalverweigerung in den 1980er jahren
Kollektiv ad-hoc
Lohnarbeiten ist notwendig und notwendigerweise politisch.
Wir sind als spontanes Kollektiv über Freundschaften zwischen Berlin, Hamburg und Wien entstanden. In einem Workshop haben wir eigene Erfahrungen mit Lohnarbeit in lyrischer Form verdichtet und in Anlehnung an die Idee der sozialistischen Arbeiterlyrik Lohnarbeiterinnen-Lyrik geschrieben.
Politisch Schreiben meint für uns: gemeinsam die jeweils spezifischen Zurichtungen und unser eigenes Funktionieren in der kapitalistischen Gesellschafts- und Geschlechterordnung zu reflektieren. Die hier veröffentlichten Gedichte sind eine redaktionelle Auswahl und nicht alle im Prozess entstandenen Gedichte.
kollektiv sprachwechsel: Literatur in der Zweitsprache sind diesmal Zoltan Lesi & Nóra Keszerice, Radostina Patulova, Ovid Pop, Rubia Salgado
kollektiv sprachwechsel: Literatur in der Zweitsprache ist eine Gruppe von Autorinnen und Autoren, die in Deutsch als Zweit- oder Drittsprache schreiben. Die Mitglieder eint, dass sie nicht in Deutsch sozialisiert und literarisch in dieser Sprache tätig sind.
Lara Bausten lebt in Leipzig und Berlin. Einige wissenschaftliche, kleinere literarische Veröffentlichungen. Politisch Schreiben heißt auch: Jetzt erst recht. (PS: #FCKAFD)
Olga Pek & Lena Dorn
Olga Pek (geb. 1987) kam über ihr Interesse an politischer Poesie (Konzeptualismus usw.) zum politischen Aktivismus. Sie hat Anglistik studiert und leitete eine Zeit lang das Prager Lyrikfestival Prague Microfestival und die tschechische Zeitschrift für zeitgenössische Poesie Psí víno https://www.facebook.com/psivino. Heute arbeitet sie als Freiwilligenkoordinatorin in der Antikorruptions-Organisation Rekonstruktion des Staates (Rekonstrukce státu). Die politischste Tat ist es aber so oder so, das eigene Alltagsleben und die persönlichen Beziehungen zu verändern, und das steht normalerweise in keinem Lebenslauf.
Lena Dorn hat festgestellt, dass Literaturübersetzung der Ur-Ort aller Poesie, Politik und Erkenntnis ist. Sie gibt sich große Mühe, das im Alltagsleben real werden zu lassen, doch das ist eine Aufgabe, die sich eher ins Langfristige bis Ungewisse hinein erstreckt. So schreibt, kuratiert und lektoriert sie weiterhin auch andern Orts, etwa bei der Zeitschrift outside the box. Bevor Olga und Lena gemeinsam schrieben, hat Lena Olgas Texte übersetzt.
Lena Linecker studiert Gender Studies und arbeitet im Referat für Barrierefreiheit der ÖH-Bundesvertretung. Als Hörbeeinträchtigte bedeutet für sie politisches Schreiben, tabuisierte Themen aufzugreifen und zu hinterfragen, seien es nun gesellschaftliche Behinderungen oder Mythen über das Frau-Sein.
Magdalena Diercks
aufgewachsen in Warschau, als Polen noch als Teil des kommunistischen Blocks der Sowjetunion untergeordnet war, ist sich sehr bewusst, was es bedeutet, die eigene Meinung frei äußern zu dürfen. Deshalb legt sie besonderen Wert auf Privatheit und betrachtet mit Sorge, wie leichtsinnig wir mit unseren persönlichen Daten umgehen und so den Weg zum transparenten Menschen ebnen. Sie findet, durch Verweigerung kann man viel erreichen, in politischer und ökonomischer Hinsicht. Umwege und Umzüge brachten sie aufs Schreiben, das immer mehr Raum in ihrem Tun eingenommen hat, neben der Malerei, die sie in Wien studierte. Jetzt auch in Berlin zu Hause, schöpft sie ihren Erzählstoff aus Beobachtungen. Dabei setzt sie sich dafür ein, dass voreilige Urteile die Realität nicht vorwegnehmen. Nichts ist, wie es scheint. Es kommt oft anders als erwartet.
Maria [Mascha] Bujanov
Maschas Augen und meistens auch alle restlichen Zellen nehmen Kontraste wahr, empfinden Bewegungen nach, Momentaufnahmen, nicht selten mit physischen und psychischen Verzerrungen. Sie setzen sich aus Migration, Ankunft, Stigmatisierung, Integration, Ausgrenzung, Zuneigung, Lieblosigkeit und (In)-Akzeptanz zusammen. Politisch zu schreiben bedeutet ihr die Vereinigung des vermeintlich Grausamen mit Erinnerungen an Ideale.
Sie performt mit der pms (post migrantische störung) und gestaltet das „kanak attak radio“ mit.
Maria Milisavljević gründete 2018 zusammen mit Kolleginnen aus Literatur, Theater und Bildender Kunst das „Ministerium für Mitgefühl“, ein Kollektiv, das emphatischen Widerstand leistet: gegen die Verrohung der Sprache und soziale Kälte. Sie kommt aus dem Sauerland, lebt in Berlin und schreibt meist Theaterstücke.
Mithu Sanyal wäre Mathematikerin geworden, wenn das für Mädchen in den 80er Jahren in Oberbilk nicht schlicht undenkbar gewesen wäre. Stattdessen ist sie Autorin, Journalistin und Kulturwissenschaftlerin und sehr glücklich darüber. Sie wohnt wieder in Oberbilk und versucht, mit ihren Texten das Denkbare zu erweitern.
Nadire Y. Biskin hat nach einer Berufsausbildung bei einer Bank Philosophie, Ethik und Spanisch an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert und letztes Jahr ihr Referendariat mit dem zweiten Staatsexamen abgeschlossen. Sie schreibt Lyrik, Prosa und essayistische Texte. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit Normen und Abweichungen von ihnen.
Nora Müller
Geboren Ostersonntag 1993. Paradebeispiel eines gelungenen Lebens jenseits der Sozialnorm, finanziert durch Mehrfachbehinderung und Sozialhilfe. Wattstärke meiner Beine: 75 Watt. Auf Achtsamkeit bedarft, Yogalehrerin ohne Pluderhosen und mit vernarbten Beinen. Stigmata auch da, wo sonst der Vogel aus der Stirne schaut.
Carolin Krahl über Olivia Golde
Sie raschelt in Archiven, klingelt unverblümt an Türen, spricht mit Arbeiterinnen, sucht Brigadetagebücher und beschäftigt sich mit Oral History. In Olivias Texten wimmelt Geschichte der vermeintlichen Ränder. Höchste Ansprüche an das zwischenmenschliche Miteinander sind in ihrem Schreiben jederzeit spürbar, in dem andere Stimmen viel Platz haben – während die eigene Stimme oft noch im Clinch damit liegt. Lyrisch bewahrt sie etwas im besten Sinne Kindliches in Anbetracht des Niederdrückenden: Neugier, das Absurde auch absurd finden, alle Antennen empfindlich wider das Stumpfe. Wenn der Schuh drückt, bastelt Olivia an Zines, Masken oder politischen Bündnissen – kaum am DLL angekommen, hatte sie schon die PS mitbegründet. Als glühende Kommunistin sucht sie die Freiheit vorerst auf Schiffen und in Betrieben statt in prekärer Freiberuflichkeit. Ich wünsche ihr alles Glück der Welt dabei. (PS is your back-up.)
Radostina Patulova
Mehrjährige Erfahrung im Oszillieren zwischen Theorie und Praxis, De- und Überqualifizierung. (An)Gewandter Umgang mit Dekonstruktion von Identitäten und Privilegien sowie mit gesellschaftlichen Umbrüchen.
SAID wurde 1947 in teheran geboren und kam 1965 nach münchen. nach dem sturz des schah 1979 betrat er zum ersten mal wieder iranischen boden, sah aber unter dem regime der mullahs keine möglichkeit zu einem neuanfang in seiner heimat. seither lebt er wieder im deutschen exil.
Sylwia Ludas ist Bildende Künstlerin, wurde von den 1980ern in Polen politisch geprägt und ist für ihre Mutter auch mal Konrad. Sie beobachtet privat die Viskosität des Fluiden und gemeinsam mit dem feministischen Kollektiv „Bar Vulkan“ Dynamiken wissender Körper. Augenblicklich bildet sie sich kritisch in der Kunsttherapie weiter.
Yael Inokai ist Mitglied des PS-Redaktionskollektivs.
GESPRÄCH MIT
kaśka bryla ist Autorin, Redaktionsmitglied der PS und Mitbegründerin von kanak attak leipzig. Im Herbst 2020 erscheint ihr erster Roman Roter Affe im Residenz Verlag (Wien).
Muriel González Athenas ist Historikerin und Kung-Fu-Trainerin. Eine gute Kombi, um als Kanakin hier zu überleben und Spaß dabei zu haben. Sie ist Mutti-Vati-Oma-Bruder-Kind und liebt es zu essen. „Mein Bruderherz ist der klügste und emphatischste Mann den ich kenne. Und außerdem finde ich kollektive Intelligenz sexy. Irgendwann möchte ich Oma sein, ohne selbst Kinder bekommen zu müssen.“
Selim Özdoğan
geboren 1971 in Köln, zweisprachig aufgewachsen, Abitur, danach Studium der Völkerkunde, Anglistik und Philosophie, abgebrochen. Zahlreiche Jobs, Veröffentlichungen seit 1995. Lebt in Köln.