Horst Jahns
vergangen
im Ton des Rittersporns
entäußerter Zorn
im Austrieb der Zweige –
hält uns noch immer gefesselt
nächtlich umkeucht
blinken im Frühlicht
Gespinste verlorener Einfalt
entschwunden alles, was leicht war
einfach zu löschen
unter der Zeit
was immer verschwand
in den Wänden, den Rissen
der Haut
Lossagung
herabgebrannt mit dem Tag
glühen verlassene Felder
in einer Landschaft
die nicht mehr gilt
Baumworte rollen vorüber, du fängst sie
mit Augen
zitternd die Hände gekrallt
ins offene Halbrund des Holzes
nicht mehr der Lüge
den Ring küssen wollten wir
wollten so manches
doch nicht,
was von innen lauthals
den Mund überfährt
am Wegrand der Wiesen gebündelte
Ruten von Weiden,
wo äußerstes Grün sich
so gut vertrug
mit der Neugier bettelnden Hornviehs,
das hingehaltene Träume uns fraß
aus der Hand –
dort, mit dem welkenden Rest
eines winddurchschossenen Abends
haltloser Farbe blättern wir, fallen ab
einer vom andern
Undine
taucht ein in den Brodem, der schlammigen Gründen
entweicht, veratmet, umdunstet von Tränen,
Verlorenes, eben das, was sich hinterrücks
wie auch rücksichtslos auslässt, die beizenden
Körpersekrete, zersetzende, gleichwohl verätzende Träume
vom Einssein, inkorporiert, vom sturen Gewinnen
von sowas wie Glück. Lunarisches Licht
fällt auf die Binsen: Kolben weckt es, durchbricht
den traurigen Schlaf unerlöster Libellen.
Stimmen sind zu vernehmen, hauchen ihr Lied
in die Schwere der Luft. Was wandert,
trägt andre Bewegtheit im Blick.
Es ist Zeit – ihre Zeit, die sie umtreibt: ein Geist
unter vielen, sucht sie ein Gegenüber,
weiß nichts vom Erbrecht der Plage, von greiflichen
Dingen, vom Suchtpotential der Droge Herz. Auch nichts
von Mord. Ich könnte ihr darlegen: die Farbe des Zorns
in den Häusern, den Ehen, die volle Dröhnung,
die ihre Opfer nicht sucht, sondern findet in
feuergezeichneten Narbengesichtern wie ihrem.
Schwester, dein Plan, alle Lasten zu tragen,
lächelnd, nicht achtend der letzten,
um die es dir ja zu tun ist, geht auf,
wenn du aufgibst. Ich weiß
um diese tödliche Konsequenz – lebensraubend
vor allem für mich, ich weiß, ich weiß (und dabei
siehst du mich zwinkern): du steckst das weg,
kannst ab, wo andere schlichtweg vergehen
im Schmerz, der jetzt deine Sache ist.
Steig ich, so steige ich hoch, hast du mal gesagt.
Traue keinem, der vorgibt – und sei er gesalbt
mit den Wunden einer verordneten Märtyrerschaft –
dein Leidensgenosse zu sein.
du hast mich durchschaut: eine Stirne aus Glas,
treibend unter dem unruhigen Spiegel der Nacht,
gefällig noch dem letzten Grund von Tiefe,
wo Licht nicht mehr vorkommt – dahin, dahin
willst du, ich weiß. Dort in der Schwärze
wirst du meine verlässlichste Anwältin sein.
Nun also. Willkommen daheim.